© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/18 / 19. Januar 2018

Blick in die Medien
Man kommt kaum hinterher
Tobias Dahlbrügge

Heiko „Napoleon“ Maas hat die freie Meinungsäußerung privatisiert und an Firmen übertragen, die diese nicht als Grundrecht, sondern als Bußgeldrisiko behandeln. Da man gar nicht so schnell gucken kann, wie die Lösch-Kohorten unliebsame Beiträge wegklicken und die Unfolgsamen zur Strafe nach Belieben für Stunden oder Wochen von der Kommunikation aussperren, kann man nur immer wieder einige kuriose Fälle ans Licht der Öffentlichkeit bringen:

Längst fallen auch linksliberale Stimmen den Radierern zum Opfer.

Der ehemalige Polizist, mehrfache Spiegel-Bestseller-Autor und Experte für innere Sicherheit, Stefan Schubert, ordnete einen Focus-Artikel über Gewalt zwischen nordafrikanischen und türkisch-libanesischen Clans in Deutschland, als „Verteilungskämpfe zwischen ‘neuen’ und ‘alten’ Kriminellen“ ein. Diese sachliche Analyse wurde von Facebook gelöscht. Von dem sozialen Netzwerk ebenfalls entfernt wurde vergangene Woche die Karikatur der JF. Unser Pressesprecher erhielt obendrein eine 24stündige Sperre für das Veröffentlichen der Zeichnung.

Eine weitere Glanzleistung: Helga Schubert aus Pinneberg wurde von Facebook für 30 Tage gesperrt, weil sie das – Menschen mit normaler Allgemeinbildung bekannte – Gemälde „Der Bauerntanz“ von Pieter Bruegel dem Älteren, entstanden um 1568 (Original im Kunsthistorischen Museum Wien) postete. Die Begründung: „Wir entfernen Beiträge, die Personen basierend auf Rasse, Ethnizität, nationaler Herkunft, Religion, sexueller Orientierung etc. etc. angreifen.“ Erst nach Einschalten eines Anwaltes wurde die Sperre kommentarlos aufgehoben.

Doch auch linksliberale Stimmen fallen den Radierern zum Opfer. Die anonym bleibende, mit infantilen „Do it yourself“-Schildchen für die offene Gesellschaft kämpfende Straßenkünstlerin „Barbara“ beklagt gleich mehrfaches Foto-Löschen. Darunter eine Aufnahme eines Verkehrsschildes, vor das sie einen bunten Bikini gehängt hatte.