© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/18 / 12. Januar 2018

„Sie gehört mir, so ist die Regel“
Kinderfernsehen zeigt eine Flüchtlingsliebe
Lukas Steinwandter

KiKA ist ein öffentlich-rechtlicher Fernsehkanal von ARD und ZDF. Er richtet sich an Kinder und Jugendliche. Diese bräuchten in ihrer Entwicklung Orientierung, beschreibt der Sender seinen Auftrag. Der Kinderkanal stehe für Toleranz und Freundschaft, fördere soziale Kompetenzen. Ganz in diesem Sinne strahlte KiKA Ende November eine Folge von „Schau in meine Welt!“ aus, die vor allem in sozialen Medien nun für heftige Empörung sorgt.

Der Film „Malvina, Diaa und die Liebe“ handelt von der Liebesgeschichte zwischen dem Syrer Diaa, der 2015 als Flüchtling nach Deutschland kam und in Fulda lebt, und seiner deutschen Freundin Malvina, die in ihrer Freizeit Asylsuchenden beim Deutschlernen hilft. In knapp 24 Minuten erzählen die 16 Jahre alte Malvina und der angeblich 17jährige Diaa von kulturellen Verschiedenheiten und wie sie damit umgehen.

Redaktion korrigiert Altersangabe des Syrers

Was der Sender nicht verrät: Malvinas Mutter, Katja, hatte 2015 die Patenschaft für zwei Flüchtlinge übernommen. Einer von ihnen ist Diaa. Zudem präsentierte das Fuldaer Lokalblatt Marktkorb 2016, also ein Jahr vor der Veröffentlichung der KiKA-Sendung, den Syrer als – 18jährigen. Im Kinderkanal ist er ein Jahr später 17. Tatsächlich sieht er wesentlich älter aus. Er trägt einen dichten Vollbart und tritt mit einer ausgeprägten Herrenattitüde auf, wenn er beispielsweise klarstellt: „Sie gehört mir und ich gehöre ihr. So ist die Regel bei mir.“ Am Montag dieser Woche korrigierte der Kinderkanal Diaas Altersangabe von 17 auf 19 Jahre.

Der Mißmut über die Sendung kochte in den sozialen Medien auch deswegen so hoch, weil vielen der Mordfall von Kandel präsent ist. Einem angeblich 15 Jahre alten Afghanen wird vorgeworfen, in dem rheinland-pfälzischen Ort Ende Dezember ein gleichaltriges Mädchen erstochen zu haben. Die Ermittler gehen von einer Beziehungstat aus.

Malvina in Fulda hält bei KiKA lächelnd ihre Kreuzhalskette vor die Kamera und sagt, sie sei eine Emanze. Auf die Frage Diaas, ob sie sich vorstellen könne, ein Kopftuch zu tragen, habe sie deshalb auch mit einem klaren „Nein“ geantwortet. Das habe ihn irritiert.

Warum die Beziehung klappt? Malvina räumt ein: „Am Ende gibt einer von uns beiden nach – das bin meistens ich – und dann ist wieder alles ganz gut.“ Die Liebe zu Diaa sei ihr wichtiger als Hot-Pants oder kurze Röcke, schwärmt sie im Kinderfernsehen.

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