© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/18 / 12. Januar 2018

AfD
Grenzen der Provokation
Dieter Stein

Die von Heiko Maas mit dem Zensurgesetz ausgelöste Löschorgie bei Facebook und Twitter lenkt Wasser auf die Mühlen der Kritiker – vorneweg die AfD. Blöd nur, wenn ein Bundestagsabgeordneter wie Jens Maier mit seinem beleidigenden Tweet über den farbigen Sohn der Tennis-Legende Boris Becker („Halbneger“) die Partei in das rassistische Licht rückt, in das ihre Gegner sie gerne getaucht sehen wollen. Maier wurde von seiner Fraktion für den inzwischen gelöschten Tweet zu Recht abgewatscht entschuldigte sich. Schwamm drüber?

Nein. Denn es wächst auch unter eigenen Anhängern inzwischen der Unmut über wiederholte Provokationen unterschiedlicher Repräsentanten der Partei, die nicht nur Grenzen des Geschmacks überschreiten. Die AfD darf sich nicht wundern, wenn sie für bürgerliche Wähler, die sich eigentlich ihrem Programm und ihren Hauptanliegen ursprünglich verbunden fühlten, durch solche Äußerungen unwählbar zu werden droht und sich von ihr abwenden. 

Bei jüngsten Umfragen kletterte die AfD auf 14 Prozent. Die schweren ungelösten und vertagten Probleme in der Asylkrise und der Inneren Sicherheit treiben ihr Wähler scharenweise zu. Die sich endlos hinziehenden Regierungsverhandlungen geben der AfD großzügig Luft, sich im Bundestag organisatorisch und inhaltlich zu finden. Allmählich muß dieser Prozeß aber abgeschlossen sein.