© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/17-01/18 22. Dezember / 29. Dezember 2017

Nahöstliche soziale Implosion bedroht Europa
Arabische Banlieue
(dg)

Während  der Berner Soziologe Christian Joppke als Apostel postfaktischer Frohbotschaften unbeirrbar von nur „vermeintlich fehlgeschlagener Islamintegration“ schwadroniert und angesichts von zwanzig Millionen ohne nennenswerten sozioökonomischen Nutzen nach Europa verpflanzter Moslems auf die „Aufrechterhaltung der liberalen Gesellschaftsordnung“ vertraut, sieht sein Neuere Orientalische Philologie und Islamwissenschaft lehrender Kollege Reinhard Schulze diese singulär irrwitzige Entwicklung schon etwas kritischer. Denn moslemische „Schutzsuchende“ signalisieren kein „humanitäres“ Problem, sondern die „Umgestaltung des gesamten Gefüges“ im Nahen Osten. Gewinner seien die „Konsumgesellschaften der Monarchien“ am Golf, die partiell an der globalen Moderne partizipieren, aber keinen Finger für ärmere „Glaubensbrüder“ rühren (UniPress Bern, 172/2017). In zweiter Linie stünden Jordanien, Marokko oder Libanon, wo gesellschaftliche Integration „noch einigermaßen funktioniert“. Das Schlußlicht bilden Libyen, Ägypten, Syrien und Irak, wo sich eine „gewaltige arabische Banlieue“ aufbaue. Zwei Drittel der Araber leben daher in „prekären Verhältnissen“. Wenn es nicht gelinge, dort den Prozeß gesellschaftlicher Integration neu zu entfachen, drohe eine soziale Implosion, die Europas Bestand gefährde. 


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