© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/17-01/18 22. Dezember / 29. Dezember 2017

Zeitschriftenkritik: Theologisches
Der Atem der Jahrhunderte
Werner Olles

Vor zehn Jahren veröffentlichte Papst Benedikt XVI. das Motu proprio „Summorum Pontificum“, das die Möglichkeiten erweiterte, die Heilige Messe in der klassischen römischen Form zu feiern. In aktuellen Ausgabe (Nr. 11/12) der katholischen Monatsschrift Theologisches berichtet Pfarrer Guido Rodheudt über die Früchte dieser Initiative in seinem Beitrag „10 Jahre ‘alte Messe’ in der Pfarrei.“ Es war ein Befreiungsschlag, der über Nacht den Umgang mit dem klassischen römischen Ritus und seine Praxis grundlegend veränderte: „Aus der eisern unter Verschluß gehaltenen Glut schlug plötzlich eine Flamme hoch. Denn das päpstliche Schreiben wendete den Blick und legte die ‘Alte Messe’ zurück in die Hand der Priester.“ Die Befreiung des alten Ritus aus seiner jahrzehntelangen Verbannung und Stigmatisierung habe die traditionelle Liturgie im Empfinden der Gläubigen seiner Pfarrei zu einem festen Bestandteil des sakramentalen und liturgischen Lebens gemacht: „In ihr liegt der Atem der Jahrhunderte und sie bringt das unmißverständlich zu uns, was die Apostel und die alte Kirche als kultische Erfüllung des Gebotes Christi im Abendmahlssaal verstanden haben.“ Die Tridentinische Messe ist wieder da, und sie wird da bleiben, „weil sie die Herzen von Priestern und Gläubigen berührt und auf eine besondere Weise zu Gott führt“. 

Unter dem Motto „Er ließ Gott das letzte Wort“ stehen Martin Lohmanns „Gedanken zum verstorbenen Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner“. An ihm schieden sich sogar postum die Geister, worauf erste Nachrufe schließen ließen, in denen oft ein aus eigenen Denkstrukturen gespeistes Zerrbild eines Kirchenmannes gezeichnet wurde, das viel Unverständnis angesichts seiner gradlinigen Persönlichkeit verriet. Die Fähigkeit zu billigem Opportunismus und zum Reden nach dem Mund ging ihm ab. Kardinal Meisner war papsttreu, jedoch nie in der Form eines Kadavergehorsames. Er widersprach auch Päpsten und gab furchtlos Anregungen, von Franziskus bekam er zu Lebzeiten keine Antwort. Meisner hatte Rückgrat, lebte aus dem „Ernstfall des Glaubens“, konnte unbequem und widerspenstig sein. In Erinnerung bleiben werden auch seine Aussage über die Kirche und die Familie: „Die Kirche hat sich dem Worte Gottes anzupassen und nicht der Meinung der Menschen. Die Familie hat auch immer eine religiöse Dimension, und an der Familie darf sich niemand vergreifen, sie ist heilig, weil sie ganz dem trinitarischen Bild Gottes entspricht.“ 

Neben einem Interview mit der Islamkritikerin Sabatina James befassen sich weitere Beiträge mit dem 100. Geburtstag des heiligen Alexander Schmorell, der zur Widerstandsgruppe der Weißen Rose gehörte (Alexander Lohner), den „genialen Wahrträumen des Jean Raspail“, der in seinem prophetischen Roman „Das Heerlager der Heiligen“ eine gewaltfreie Invasion verelendeter Inder schildert (Magdalena S. Gmehling) und den „Gedanken von Pater Lothar Groppe SJ anläßlich seines 90. Geburtstags“.

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