© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/17-01/18 22. Dezember / 29. Dezember 2017

Meldungen

Polizei fahndet öffentlich nach G20-Gewalttätern 

HAMBURG. Die Polizei in der Hansestadt hat am Montag mit der größten Öffentlichkeitsfahndung begonnen, die es in Deutschland jemals gab. Die Sonderkommission „Schwarzer Block“ und die Staatsanwaltschaft veröffentlichten Fotos und Videosequenzen, auf denen mutmaßliche Gewalttäter aus der linksextremen Szene zu erkennen sind. Sie sollen während des G20-Gipfels in Hamburg schwere Straftaten verübt haben. Gezeigt würden „104 Tatverdächtige, denen wir Straftaten zuordnen können“, sagte Polizeisprecher Timo Zill. Die Polizei schätzt, daß in den drei Tagen vom 6. bis zum 8. Juli 5.000 bis 6.000 Linksextremisten strafbare Handlungen verübten. Die Aufnahmen stammen von Beweissicherungseinheiten sowie Überwachungskameras. Die Ermittler dürfen Täterfotos veröffentlichen, wenn die Aufklärung einer Straftat „auf andere Weise erheblich weniger erfolgversprechend oder wesentlich erschwert wäre“. Als Reaktion auf die zuvor angekündigte Fahndungsaktion haben Linksextremisten in Berlin Fotos von 54 Polizisten samt indirekter Drohung auf einer linksextremen Plattform veröffentlicht. (ha)





Türkischer Politiker soll Rocker finanziert haben 

STUTTGART. Ein enger Vertrauter des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan soll Waffenkäufe der „Osmanen Germania“ finanziert haben. Der AKP-Abgeordnete Metin Külünk habe mehrfach Geld an führende Mitglieder der Rocker-Bande übergeben, berichteten das ZDF-Magazin „Frontal 21“ und die Stuttgarter Nachrichten unter Berufung auf deutsche Sicherheitsbehörden. Vom Geld sollten auf Wunsch Külünks auch vollautomatische Schußwaffen wie Maschinenpistolen gekauft werden. Im Mai 2016 konnten Sicherheitsbehörden eine Handfeuerwaffe des Typs Skorpion beschlagnahmen, die für die „Osmanen Germania“ bestimmt gewesen sei. Ziel möglicher Angriffe für die rockerähnliche Gruppierung sind nach Erkenntnissen der Ermittler in Deutschland lebende Kurden sowie Kritiker des türkischen Staatspräsidenten (JF 44/17). Külünk forderte seine Landsleute auf, Kurden „mit Stöcken auf den Kopf zu schlagen“, dies zu filmen und die Videos dem türkischen Staat zur Verfügung zu stellen, heißt es in dem Bericht. Die Videos sollten dann „zur Abschreckung“ möglicher Kritiker Erdogans verwendet werden. Über den früheren Mannheimer Vorsitzenden der Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD), Yilmaz Ilkay Arin, habe Külünk die „Osmanen“ aufgefordert, den ZDF-Moderator Jan Böhmermann für dessen Schmähgedicht auf Erdogan zu bestrafen. Böhmermann sei jedoch gewarnt und unter Polizeischutz gestellt worden. Der 2015 gegründete Boxclub (BC) Osmanen Germania gilt derzeit als die am schnellsten wachsende Organisation im Milieu der sogenannten „Streetgangs“. (ha)