© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/17 / 08. Dezember 2017

Zeitschriftenkritik: Cord
Auf der Suche nach Gemeinschaft
Werner Olles

Das Ende 2016 erstmals erschienene „Männer-Magazin fürs Wesentliche“ Wolf  (JF 3/17) hat seinen Namen geändert und geht ab 2018 sechsmal jährlich in Serie. Chefredakteurin Sinja Schütte begründet den Namenswechsel damit, daß das Konzept den Lesern zwar aus der Seele gesprochen habe, der Titel jedoch nicht. Moderne, nachdenkliche Männer seien keine „gefährlichen, einsamen Wölfe“. Hingegen sei der nordische Männername Cord „alters- und zeitlos und zugleich prägnant und ungewöhnlich“. Außerdem feiere die Cordhose gerade ihr Comeback, so spiegele sich darin augenzwinkernd eine gewisse nostalgische Sehnsucht, die auch das Heft transportiere. Schütte: „Die deutschen Männer sind reif für Cord!“

Die aktuelle Ausgabe von Cord (6/2017) steht unter dem Motto: „Die größte Gefahr im Leben ist, daß man zu vorsichtig wird“ (Alfred Adler). Das Vorwort verweist auf die Titelthemen, die sich mit Gemeinschaft und „Wir-Gefühl“ beschäftigen. In unsicheren Zeiten sind Geschichten über Freundschaft, Solidarität, Zugehörigkeit und Aufbruch nicht ungewöhnlich. 70 Prozent aller deutschen Männer wünschen sich mehr Entschleunigung, 80 Prozent mehr Sinn im Leben; also nicht unbedingt große Autos und teure Uhren, sondern mehr Zeit für das Wesentliche. Das Hochgeschwindigkeitsleben der „digitalen Schnell-Schnell-Welt“ ist offenbar nicht das, wovon die meisten träumen. So handelt die Geschichte „Das neue Wir-Gefühl“ von einem, der vom Dorf in die Großstadt zog, um das Gefühl von Enge gegen fast endlose Freiheit auszutauschen. Inzwischen vermißt er, irgendwo dazuzugehören und sucht nach Gemeinschaft, die ihm Halt gibt. Den „Muff der Provinz“ hat er hinter sich gelassen, um sie gegen den „Stadtkreis“ einzutauschen, laut einem Oberarzt an der Berliner Charité eine „toxische Mischung aus sozialer Dichte und sozialer Isolation“. Der Umzügler versucht das Problem mit einer Kleinstgruppe, einem Ministamm zu lösen. Ob die Experimente „Bürgertreff“, „Gemeindezentrum“ oder „Mehr-Generationen-Wohnprojekt“ funktionieren? Vielleicht sind sie eine Chance.

Wie Väter und Söhne, die sich nur wenig zu sagen haben, wieder zusammenkommen, schildert der Beitrag „Der alte Mann, der Berg und ich“. Nachdem der Sohn von Bayern nach Berlin zog, wurde der Kontakt zu seinem 70jährigen Vater immer weniger. Um das zu ändern, gehen beide einmal im Jahr wandern. Doch es ist nicht nur das gemeinsame Erlebnis, vor allem lernen sie sich wieder kennen, und der Sohn spürt, daß er seinem schweigsamen Vater viel ähnlicher ist, als er dachte. Heute versteht er, daß das Schweigen des Vaters nicht Ignoranz, sondern Verletzlichkeit ist. Doch geht es vielen so, daß sie erst zum Lebensende ihrer Väter jene Nähe verspüren, die ihnen als Kind fehlte.

Weitere Beiträge des 130 Seiten umfangreichen Heftes befassen sich mit „Vergessenen Sportarten“, „Dankbarkeit in der Beziehung“ und der Lebensgeschichte von Jacques Cousteau, dem „König des Ozeans“.

Kontakt: G+J Food and Living GmbH, Am Baumwall 22, 20549 Hamburg. Das Einzelheft kostet 8,50 Euro, ein Jahresabo 49,80 Euro.

 www.cord-magazin.de