© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/17 / 08. Dezember 2017

Rhythmisch klatschen
Lesen, Schreiben, Rechnen: Was das Bildungsniveau mit der Masseneinwanderung zu tun hat
Thorsten Hinz

Es ist eine Katastrophe mit Ansage, die sich in der Bildungsstudie der Kultusministerkonferenz vom Oktober offenbart. Der Bildungsstand der Viertkläßler befindet sich im Sinkflug. In den vergangenen fünf Jahren sind sie in den Mathematikleistungen, der Orthographie sowie in der Konzentrationsfähigkeit und beim Zuhören zurückgefallen. Beim Lesen erreichte 2016 jeder achte Viertkläßler in Deutschland nicht einmal den Mindeststandard (12,5 Prozent).

Besonders viele Durchfaller gibt es in Bremen (25,5 Prozent), Berlin (20), Nordrhein-Westfalen (15,7) und Hamburg (14,2). Das einstige Musterländle Baden-Württemberg liegt nach fünf Jahren grün-roter Regentschaft bei 13,4 Prozent. Am besten schneiden Sachsen (7,2) und Bayern (7,9) ab. In Mathematik landeten in ganz Deutschland 15,4 Prozent der Viertkläßler unter dem Mindeststandard. Deutlich schlechter als der Durchschnitt lagen Bremen (35,4), Berlin (27,6), Nordrhein-Westfalen (19,2) und Hamburg (21,2). Besser schnitten Bayern (8,3), Sachsen (8,8), Sachsen-Anhalt (12,1) und Thüringen (12,6) ab.

Es handelt sich, wie gesagt, nur um das Nichterreichen des Mindeststandards. Längst nicht alle, die darüber liegen, sind im Lesen, Schreiben und Rechnen sattelfest. Rechnet man die Kompetenzdaten in Intelligenzquotienten (IQ) um, fallen die sehr niedrigen IQ-Mittelwerte der drei Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen bei weiter sinkender Tendenz auf.

Vor etwa hundert Jahren zeichneten Großstädte sich dadurch aus, daß ihr mittlerer IQ deutlich über dem der Provinz lag. Als Ursache für die heute niedrigen IQ-Mittelwerte dieser Städte (wozu auch die Großstädte des Ruhrgebiets gehören) geben die Verfasser die jeweiligen Anteile der Zuwandererkinder an. Deutschlandweit hat sich ihr Anteil bei Viertkläßlern von 2011 um 9 Punkte auf 34 Prozent im Jahre 2016 erhöht. Am höchsten liegt er in den drei Stadtstaaten (Spitzenwert Bremen 52,5). In Baden-Württemberg, wo der höchste Zuwachs zu verzeichnen ist, und in Nordrhein-Westfalen beträgt er über 40 Prozent. Sind beide Eltern in der Türkei geboren, dann haben ihre Kinder laut Studie einen mittleren IQ von 87. Zum Vergleich: Der Mindest-IQ-Wert, der für eine selbständige wirtschaftliche Tätigkeit notwendig ist, liegt bei 105.

Die meisten dieser Ausländerkinder sind im Land geboren. Die Nachkommen der ab Herbst 2015 ins Land Gelassenen und der willkommen zu heißende Familiennachzug sind in der Studie noch gar nicht enthalten. Der Leipziger Bevölkerungswissenschafter Volkmar Weiss spricht daher von einer fortgesetzten „Dummvolkung“.

Nun sollen es Ganztagsschulen und „gemeinsames Lernen“ in Inklusions- und Willkommensklassen richten. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) verlangt ein kombiniertes System von Sprach- und Fachunterricht, wofür natürlich mehr Geld notwendig ist. Außerdem soll es eine unbürokratische Anerkennung von Abschlüssen zugewanderter Lehrer geben. Aus der Perspektive lernwilliger und begabter Kinder und ihrer Familien läuft das auf die Enteignung der letzten bildungsbürgerlichen Bestände und die Mißhandlung Schutzbefohlener hinaus. 

Zwischendurch verkünden Politik und Medien Scheinerfolge. Eine neue Pisa-Studie soll nachweisen, daß die Sozialkompetenz deutscher Schüler überdurchschnittlich hoch sei. Doch was bedeutet das, wenn gleichzeitig das Leistungsniveau sinkt? Ein mit Galgenhumor ausgestatteter Leser kommentierte bei Spiegel Online sinngemäß, deutsche Schüler lernten offenbar rhythmisch zu klatschen, wenn Mitschüler, die ihren Namen nicht schreiben können, diese ersatzweise vortanzten.  

Die Kernfrage aber, die Qualität der Einwanderung und die Notwendigkeit strikter Kriterien, wird nach wie vor eisern ignoriert. Man hält an der Illusion fest, Sozialtechnik könne die natürlichen Defizite, konkret: die Herkunft aus bildungsfernen Gesellschaften, ausgleichen. Die Frage nach der Erblichkeit von Intelligenz ist nach wie vor ein absolutes Tabu.

Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ hat sich 2010 zwar millionenfach verkauft, doch an der Privilegierung der Dummheit durch Sozial- und Bildungspolitiker hat es nichts geändert. Bis heute traut sich kein Journalist, bei der Nennung des Namens auf das Attribut „umstritten“ zu verzichten. Nur wenige Wissenschaftler sind ihm beigesprungen oder argumentieren entsprechend. Neben dem genannten Volkmar Weiss sind allenfalls Gunnar Heinsohn oder der Psychologe und Begabtenforscher Heiner Rindermann zu nennen. Auch der Psychologe Jens Asendorpf hat in der gerade erschienenen sechsten Auflage seines Lehrbuchs der Persönlichkeitspsychologie neu und ausführlich den „Greenwich-“ beziehungsweise Durchschnitts-IQ sowie Unterschiede in IQ und Schulleistung zwischen Migranten und Einheimischen dargestellt. Nord-, west- und mitteleuropäische Länder weisen IQ-Mittelwerte um 100 auf, die Ostasiaten liegen wenige Punkte höher, die Anrainerstaaten um das Mittelmeer bei ungefähr 90. Die Regionen weiter südlich und nahöstlich weisen Mittelwerte unter 90 auf. Es ist daher zu erwarten, daß eine forcierte Masseneinwanderung aus Nordafrika und dem Nahen Osten den mittleren IQ mitteleuropäischer Länder weiter meßbar senkt.

Da Deutschland seine Migranten vorzugsweise aus diesen Weltgegenden rekrutiert, forciert es den von Sarrazin konstatierten Selbstabschaffungsmodus noch. Deshalb hat Volkmar Weiss einen offenen Brief an die Leopoldina-Akademie in Halle an der Saale verfaßt, in dem er das Schweigen der Wissenschaftler kritisiert. „Wir alle kennen Fälle, in denen Naturwissenschaftler oder Fachleute aller Art sich gezwungen sahen oder sehen, ihr Wissen und ihre Einsichten zu verleugnen und sei es nur darum, ihre Karriere voranzubringen.“

Namentlich kritisiert er das Akademiemitglied Diethard Tautz, dessen Aufsatz „Genetische Unterschiede? Die Irrtümer des Biologismus“ einen Referenztext der Sarrazin-Gegner darstellt. (Abgedruckt im Sammelband „Der Mythos vom Niedergang der Intelligenz. Von Galton zu Sarrazin: Die Denkmuster und Denkfehler der Eugenik“, Wiesbaden: Springer VS 2012, S. 127-134. Hrsg. von Michael Haller und Martin Niggeschmidt) 

Tautz’ Kernthesen lauten, daß Intelligenz nicht nur von einem, sondern von vielen Genen bestimmt würde, weshalb man keine konkreten Vorhersagen über die Vererblichkeit von Intelligenz zwischen oder innerhalb von Volksgruppen machen könne. Insbesondere sei Sarrazins Aussage, daß Kinder gemäß den Mendelschen Regeln die intellektuelle Ausstattung ihrer Eltern erben, unsinnig, weil die Mendelschen Gesetze sich nicht auf intellektuelle Eigenschaften bezögen. „Durch die Neukombination des Genmaterials in jeder Generation ist jedes Kind einzigartig, und insbesondere in bezug auf ‘Intelligenz’ lassen sich keine Vorhersagen für das Individuum machen. Die These, daß sich die durchschnittliche ‘Intelligenz’ von Bevölkerungsgruppen aufgrund unterschiedlicher Reproduktionsraten kurzfristig verschieben könnte, entbehrt jeglicher wissenschaftlicher Grundlage.“

Tautz ist Direktor des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie und ehemaliger Präsident des Verbandes Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO e.V.) „Mehr fachliche Autorität geht also fast nicht mehr“, schreibt Weiss, und doch äußere Tautz sich „als Blinder über die Farbe.“ Er habe an Drosophila, Cichliden und Mäusen geforscht, aber nie zuvor über Menschen und deren IQ und Begabungen. Sein Beitrag enthalte insgesamt viel Richtiges, aber auch etwas entscheidend Falsches, mit dem er sich politisch instrumentalisieren lasse.

Tatsächlich lasse sich „für das einzelne Kind (…) nichts Genaues vorhersagen und auch nicht der IQ; aber die Mendelschen Gesetze sind keine Aussagen für den Einzelfall, sondern über statistische Mengen (was zu Tautzens Grundwissen gehört). Dumme Eltern bekommen fast nie kluge Kinder: Hat jedoch jeweils nur ein Elternteil der Großelternpaare einen IQ unter 105, dann können die Großeltern sogar hochbegabte Enkel (im Bereich IQ 124 und höher) haben. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist gering, aber statistisch vorhersagbar und empirisch nachprüfbar.“ Tautz’ Attacke auf Sarrazin, so Volkmar Weiss weiter, sei „ein Zeugnis des Fehlverhaltens eines ansonsten hervorragenden Wissenschaftlers“ und – eine „Schande“! Der Leopoldina wirft er vor, seit 2010 „in der Sache nicht aktiv geworden“ zu sein und schließt mit der resignierenden Feststellung, für die Zuwahl in eine Akademie spielten offenbar Angepaßtheit und Nützlichkeit für die Obrigkeit eine Rolle. 

Nun ist es wahrlich nichts Neues, daß die Wissenschaft sich als Magd für eine dysfunktionale Politik hergibt. Sie trägt eine Mitschuld, wenn heute Mühe und Milliarden nicht mehr dazu dienen, Deutschland weltmarkt- und konkurrenzfähig zu halten, sondern um möglichst alle Schüler in den Niedergang des Bildungsniveaus einzubeziehen.

Der offene Brief von  Volkmar Weiss und weitere Informationen zu dem Genetiker und Genealogen im Internet: www.v-weiss.de