© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/17 / 01. Dezember 2017

Frankreich schafft geschlechtergerechte Schreibweise ab
Antlitz und Fratze
Jürgen Liminski

Das Maskuline ist eine neutrale Form, die auch benutzt werden darf, wenn Frauen betroffen sind.“ Das ist eine klare Ansage des französischen Premierministers an die Verwaltung des Landes. Diese solle genderneutrale Formen vermeiden und die alten maskulinen Formen benutzen. Es war eine Kriegserklärung an die Genderlobby im Namen von Klarheit und Verständlichkeit, kein Rückschritt in Sachen Gleichheit der Geschlechter. So geht es auch, die Entrüstung blieb aus. 

Es geht indes nicht nur um Klarheit. Sprache ist der „Geistleib des Menschen“, so Humboldt, und Schopenhauer nannte sie die „Physiognomie des Geistes“. Die Franzosen wollen sich das schöne Antlitz ihres Denkens nicht verzerren lassen. Für sie ist das eine Frage der Kultur und der Identität. Die dafür zuständige Instanz, die Académie française, wacht darüber. Schon 1984 erklärte Claude Lévi-Strauss in ihrem Namen, daß das Männliche und das Weibliche in der Sprache nichts zu tun habe mit der Anatomie des Körpers. Und schon Molière wußte, daß selbst die Könige der Grammatik und ihren Gesetzen gehorchten („Die gelehrten Frauen“, Akt II, 6). 

Ideologen aber gehorchen nur ihrer eigenen, Sprache und Wirklichkeit verzerrenden Logik. Das führt zur Fratze des Genderwahns. Die Kultusminister sollten sich an Frankreich ein Beispiel nehmen.