© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/17 / 24. November 2017

Ende eines sturen Autokraten
Simbabwe: Nach stetem Druck aus der eigenen Partei und der Militärführung gibt sich Robert Mugabe geschlagen
Michael Link

Bis zuletzt zeigte sich der autokratische simbabwische Langzeitherrscher stur. Selbst nach der Eröffnung des Amtsenthebungsverfahrens am vergangenen Dienstag tat Robert Mugabe so, als sei nichts geschehen. Nachdem ihn das Militär Mitte vergangener Woche aus „Schutzgründen“ unter Hausarrest gestellt hatte, trat Mugabe noch am Sonntag abend vor die Kamera, um das bereits kolportierte Ende seiner 37 Jahre dauernden Amtszeit zu dementieren.

„Mir sind die Sorgen der Bürger unseres großen Landes bewußt“, eröffnete Mugabe die mit Spannung erwartete Ansprache im Fernsehkanal ZBC. „Wir müssen mit vereinten Kräften wieder für Normalität in unserem Land sorgen.“ 

In seiner Rede brachte er zwar sein Verständnis zum Ausdruck, daß die schlechte wirtschaftliche Lage und Konflikte innerhalb der Regierungspartei Zanu-PF viele Menschen frustriert hätten. Entsprechend lehnte der von seiner eigenen Partei, der sozialistischen Zimbabwe African National Union-Popular Front (ZANU-PF)  geschaßte und von der Armee unter Druck gesetzte 93jährige seinen Rücktritt ab. 

Diese Ansage war insofern pikant, als die Zanu-PF Mugabe nur wenige Stunden zuvor seines Amtes als Parteivorsitzender enthoben und ihm eine 24 Stunden dauernde Frist gegeben hatte, als Präsident des unter Mißwirtschaft und Korruption leidenden Landes zurückzutreten. Er sei zu senil für sein Amt, so die Zanu-PF, welche für eine Amtsenthebung die nötige Zweidrittelmehrheit im Parlament erhielt.

Zanu-PF-Vertreter sagten am Sonntag am Rande einer Parteiversammlung, Mugabe sei an der Spitze der Regierungspartei durch Emmerson Mnangagwa ersetzt worden. Dies bestätigte Christopher Mutsvangwa, der Anführer der einflußreichen, früher Mugabe ergebenen Veteranenverbände des Landes. Mutsvangwa kündigte nach der Rede Mugabes eine Massenkundgebung in Harare am Mittwoch an. Das Prozedere zum Sturz Mugabes werde ungeachtet von dessen Beharren und Weigerung einer Rücktrittserklärung weiter voranschreiten. Bereits am Samstag hatten Zehntausende Menschen in ausgelassener Stimmung in den Straßen Harares demonstriert, um Mugabe zum Rücktritt zu drängen. Am Dienstag gab er dem Druck nach und trat nach knapp vierzig Jahren an der Macht zurück.  

Große Chancen als dessen Nachfolge werden Mnangagwa eingeräumt, seiner angeblichen Verschlagenheit wegen „das Krokodil“ genannt. Der wegen seiner starken Vernetzung auch vom Militär als neuer Präsident bevorzugte Mnangagwa gilt als der Drahtzieher des Putschs gegen  Mugabe. Der 73jährige galt als der aussichtsreichste Kandidat für die Nachfolge im Präsidentenamt, bis ihn Mugabe absetzte und seine Ehefrau Grace als seine Nachfolgerin aufbauen wollte.