© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/17 / 24. November 2017

Zitate

„Die Bundesregierung nahm im Herbst 2015 Hunderttausende von Menschen auf, die gar nicht mehr gerettet werden mußten. Sie hatten schon zuvor überwiegend in einem sicheren Drittstaat wie der Türkei Zuflucht gefunden. In dem waren die Lebensbedingungen zwar schlecht, vermutlich hätte es aber gereicht, die Umstände umfassend zu verbessern. In Deutschland taten jedoch viele Unterstützer der Merkelschen Politik so, als habe man die Menschen vor dem Tod bewahrt.“

Martin Reeh, „taz“-Ressortleiter Inland, auf taz.de, am 15. November 2017





„Die Ära Merkel geht zu Ende, und das ist auch gut so. Allmählich erwachen die deutsche Politik und ihre Öffentlichkeit aus ihrer postdemokratischen Narkose.“

Prof. Dr. Dr. Wolfgang Streeck, Direktor emeritus am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln, in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ am 16. November 2017





„Wir haben ja heute nicht zu wenige Blätter, wir haben nur weniger Eigentümer. Und damit einher geht dieses Schwarz-Weiß-Denken. Die Redaktionen marschieren alle in eine Richtung. Das können Sie bei den Flüchtlingen, bei der Euro-Rettung, beim Brexit, bei Trump, bei der Rußland- und Ukraine-Berichterstattung doch deutlich sehen. Da fehlen die Grautöne. Und wer sie anmahnt, wer sich gegen den Mainstream stellt, der wird von Intoleranz doch geradezu erdrückt.“

Klaus Siegmeier, ehemaliger Chefredakteur des „Schwarzwälder Boten“, im Interview mit kress.de, am 17. November 2017





„Ich will, daß Deutschland deutsch ist. Ich will, daß Frankreich französisch ist. Wenn man versucht, alles multikulturell zu machen, hat man am Ende gar keine Kultur mehr. Alle europäischen Länder haben viele, viele Jahre für ihre Identität gekämpft. Und jetzt werfen sie sie einfach weg. Ich finde das traurig.“

Morrissey, britischer Sänger, im Interview mit dem „Spiegel“, 47/2017





„Es gibt sie doch. Späte politische Gerechtigkeit. Angela Merkels Ende als Kanzlerin wird eingeläutet, obwohl ihre Abwahl im September nur eine halbe war und sie alles versucht hat, ihrem Ende zu trotzen. Aber die quälenden Versuche, aus den Resten ihrer Macht ein tragfähiges Ganzes namens Jamaika zu formen, sind an den Folgen ihres Fehlers gescheitert. Die Frage des Familiennachzugs, Knackpunkt der Sondierungen, ist die Folgewirkung ihres Flüchtlingsfehlers von vor mehr als zwei Jahren. Er hat sie jetzt eingeholt. Und das ist politisch richtig so.“

Christoph Schwennicke, Chefredakteur, auf cicero.de, am 20. November 2017





„Bei der Tonprobe im ARD-Studio wurde Merkel nach dem Jamaika-Aus gebeten, ein paar Worte zu sagen. Sie reimte ‘Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, so ist es geblieben’. Was wie ein harmloser Kindervers klingt, ist in Wahrheit viel wichtiger – und schlimmer. Es ist Merkels Regierungserklärung für die nächsten Jahre ihrer Kanzlerschaft.“

Claus Strunz, Journalist und Moderator, im Sat.1-Frühstücksfernsehen,  am 21. November 2017