© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/17 / 17. November 2017

Umwelt
Korrekte Partnerwahl
Volker Kempf

Ein Gleichklang durch gemeinsame Interessen kann einer Ehe nicht schaden. Streit über Bio-Kost oder nachhaltigen Lebensstil freut nur Scheidungsanwälte, wie Gerhard Schröder vor 20 Jahren erfahren durfte. Aber eine ökologische Partnervermittlung gab es 1984, als Hiltrud Hensen den SPD-Jungstar heiratete, noch nicht. Doch wer sich nun bei der Plattform „Gleichklang“ einloggen will, muß erst einmal angeben, zu welchem von fünf Geschlechtern er oder sie sich zählt. Das ist bei den 60 Geschlechtern, die es im deutschen Facebook gibt, schon konservativ. Werbung schaltet die in Hannover und Birmingham registrierte Firma von Seksan Ammawat per Großanzeige in der Bioladen-Zeitschrift Schrot & Korn (11/17).

Einfach nur Bio-Gemüse zu essen, ohne rot zu werden, ist heute für viele denkunmöglich.

Nicht aber mit Liebe zu artgerechter Tierhaltung, sondern mit Wahlpräferenzen wird geworben, ermittelt am Tag vor der Bundestagswahl unter 700 männlichen und weiblichen Mitgliedern des Kennenlernportals: 34,3 Prozent Linke; 27,9 Prozent Grüne; 6,2 Prozent Tierschutz- und V-Partei. Doch es gibt auch ein gallisches Dorf: 6,1 Prozent AfD. Das ist immerhin SPD-Niveau. Wie kann das sein, wo die AfD doch „brutal und menschenverachtend“ sei und mit ihren Positionen an den Nationalsozialismus erinnere? Im Revolutionsmonat November könnte einmal darüber nachgedacht werden, ob die Wirklichkeit hier nicht auf den Kopf gestellt wird: Oft sind es AfD-Politiker oder deren Besitz, gegen die Gewalt angewandt wird. Die wenigsten „Gleichklang“-Chancen haben aber FDPler, ihre Partei kommt nur auf 2,9 Prozent Wahlpräferenz. Die Polarisierung der Gesellschaft hat die Intimsphäre erreicht. Gesund ist das nicht. Einfach nur Bio-Gemüse zu essen, ohne rot zu werden, ist für viele denkunmöglich und grenzt wohl an ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Partnersuche „Gleichklang limited“: www.gleichklang.de