© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/17 / 10. November 2017

Knapp daneben
Gewissensnöte haben ein Ende
Karl Heinzen

Eric Kuisch, Geschäftsführer Technik bei Vodafone, ist stolz auf die Innovationskraft seines Unternehmens. Die Menschen müssen nicht befürchten, daß das „Internet der Dinge“ die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnen wird, weil sich nur Wohlhabende diesen Luxus leisten können. Narrowband IoT von Vodafone macht es massentauglich. „Es ist“, so Kuisch, „optimiert für die kostengünstige Vernetzung von Milliarden Gegenständen.“ Auch Funklöcher, mit denen die Mobiltelefonie zu kämpfen hat, sind ihm nahezu unbekannt.

Damit tut sich eine Zukunft auf, in der das Leben noch einfacher wird als es heute schon ist. Gehen die Biervorräte im Kühlschrank zur Neige, nimmt dieser automatisch eine Nachbestellung vor, sofern ihm die Bewegungsmelder versichern, daß die Bewohner mitnichten im Urlaub sind. Meldet die Wetter-App, daß zu einer bestimmten Uhrzeit starker Regen einsetzen wird, schließen sich die Fenster pünktlich, und die Rolläden gehen herab. Nehmen die in die Kleidung eingewebten Sensoren gesundheitliche Anomalien wahr, lösen sie selbständig die Vereinbarung eines Arzttermins aus.

Die Menschen handeln gleich richtig, weil sie wissen, daß sie einer Strafe nicht entgehen können.

Das „Internet der Dinge“ dient aber nicht allein dem Komfort, sondern auch der Sicherheit. In einem Pilotprojekt des Bundeskriminalamtes hat Vodafone gemeinsam mit dem Start-up Hyve eine intelligente Wand entwickelt, die Sprayer-Farbe „riecht“ und über Narrowband IoT Alarm auslöst. Käme diese Technologie flächendeckend zum Einsatz, wäre Jahr für Jahr ein Schaden im dreistelligen Millionenbereich, der auf Graffiti-Vandalen zurückzuführen ist, zu vermeiden. Mit viel weniger Aufwand lassen sich all die kleinen Sünden des Alltags, die heute meistens ungeahndet bleiben, unterbinden. Wer falsch parkt, schwarz fährt, unerlaubte Substanzen raucht, den Müll nicht vorschriftsmäßig trennt oder sexistische Bemerkungen fallenläßt, kann nicht mehr darauf spekulieren, unerkannt zu bleiben. Auch dies bietet den Menschen Entlastung. Sie müssen nicht länger mit ihrem Gewissen ringen, ob sie etwas tun oder lassen sollen. Sie handeln gleich richtig, weil sie wissen, daß sie einer Strafe nicht entgehen können.