© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/17 / 10. November 2017

Leserbriefe

Zu: „Eine neue Republik“ von Werner J. Patzelt, JF 44/17

Deutscher Michel selbst schuld

Allmählich wird mir klar, warum wir nach China das zweitgrößte Parlament haben. Die Probleme, welche unsere Politiker ausnahmslos selbst verursachen, sind derart gewachsen, daß 709 Abgeordnete, zwölf Ministerien samt einer stattlichen Ministerialbürokratie bald nicht mehr reichen werden. Migrationskrise, Integrationsprobleme, Sicherheitsdefizit, Bildungsmisere, kollabierendes Rechtswesen, explodierende Energiepreise, Nullzinspolitik mit Enteignung der Sparer, dadurch wachsendes Renten- und Armutsproblem usw. usf. Ein Arbeitsbeschaffungsprogramm wie ein Perpetuum mobile, das sich sehen lassen kann ... Der deutsche Michel reibt sich zwar manchmal die Augen, aber läßt es sich immer noch mehrheitlich gefallen. Selbst schuld.

Dr. Ursula Schneider, Bendorf






Zu: „Heuchlerische Kampagne“ von Michael Paulwitz, JF 44/17

Überspannte Emanzen

Tatsächlich erscheint mir „Sexismus“ eher als eine Verschwörungstheorie überspannter Emanzen, nicht zu trennen von den „Gleichstellungsprinzipien“ (Frauenquote, ausgesprochen oder unausgesprochen), durch die Positionen erreicht werden, für die die Betreffenden eigentlich nicht qualifiziert sind. So ist es unausweichlich, eventuelle Kritik oder bissige Kommentare als diffamierend anzusehen. Schließlich beschweren sich wirklich erfolgreiche Frauen nicht über „Sexismus“.

Dr. Fritz Peter Heßberger, Karlstein




Wo bleibt „#Why not me?“

#Ich auch (oder) #me too. Es wäre wohl gar nicht so abwegig, über die TäterIn- /Opferrolle zu sinnieren. Da war das unbedachte Kompliment, die Einladung zum Kaffee, und da war der lockere Witz. Da war die Hand auf der Schulter, vielleicht auch auf dem Knie ... ! Und sie? Parfümiert, daß selbst Haremsdamen vor Neid erblassen. Lidschatten, Lippenstift, Gloss und Rouge, ondulierte Blondheit unter Hair repair. Dazu face lifting und gebotoxte Münder sowie korrigierte Nasen. Das Ganze in einen Top gesteckt mit pop-up bra, so tief ausgeschnitten, daß Großwüchsige locker bis zum Bauchnabel schauen können, wo sich ihre Blicke mit denen der Kleinwüchsigen treffen, die von unter dem Minirock heraufgaffen. High Heels, die zu keiner sinnvollen Aktivität taugen, strecken die eher quadratische Erscheinung ins Lust erweckende Erhabene. Was für ein Köder! 

Und nun beißt er an, der so Ver- oder Geführte. Und sie jault auf: #Me too! Und wenn er nicht anbeißt? Muß da nicht dringend ein Hashtag „#Why not me?“ her? Und: Ist nicht auch die massiv kosmetikgestützte Erscheinung der Frau reiner Sexismus, der auf Männer zielt, die den intendierten Kontrollverlust (Hand auf die Schulter) erleiden und damit der Frau den Klageweg frei machen?

Dr. Alfred Becker, Bremen






Zur Rubrik: „Zitate“, JF 44/17

Ungehindert, ungeheuerlich

Ist denn niemand bereit und in der Lage, Sibylle Berg und Hengameh Yaghoobifarah wegen Volksverhetzung und Aufruf zur Rebellion zu verklagen? Das ist doch ungeheuerlich, was diese Damen so ungehindert von sich geben.

Hans-Georg Koch, Angermünde






Zu: „Letzte Ruhe für Nummer 1564“ von Paul Meilitz, JF 44/17

Armutszeugnis 1. Klasse

Allen Verantwortlichen von Einbettungsfeiern sei das Zitat von Charles de Gaulle in Erinnerung gebracht: „Man erkennt den Charakter eines Volkes auch daran, wie es nach einem verlorenen Krieg mit seinen Soldaten umgeht!“ Dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V als Veranstalter kann nur dringend geraten werden, bei der Auswahl von Rednern respektive deren  Reden höhere Ansprüche zu stellen! 

Der Waldfriedhof in Halbe wird seit 2002 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge betreut. Wenn nun der seit 2003 amtierende DRK-Präsident Dr. Seiters erstmalig 2017 an einer Einbettungsfeier auf dem Waldfriedhof Halbe als größtem deutschem Soldatenfriedhof teilnimmt, so ist dies ein Armutszeugnis 1. Klasse für ihn und für das DRK! Auch standen in seiner Rede nicht die Gefallenen im Mittelpunkt, sondern in einer Art „Selbstbeweihräucherung“ die DRK-Dienste. Wenn danach noch eine Superintendentin als Vertreterin der EKD politische Äußerungen in ihrer Rede äußert, ist dies wohl eine Kompetenzüberschreitung, die bei einer Einbettungsfeier fehl am Platz! 

Daß es mit dem Charakter des deutschen Volkes oder konkreter ausgedrückt seiner Regierung und Parteien nicht zum besten steht, belegen ferner folgende Tatsachen: So gab es kaum oder keine Resonanz oder Gedenkworte von Medien und Parteien. Zudem wurde die ehemalige Wehrmachtauskunftstelle zur „Deutschen Dienststelle“, und diese soll in wenigen Monaten ihre Selbständigkeit verlieren und im „Bundesarchiv“ untergehen – ungeachtet der Tatsache, daß auch in den nächsten Jahren jährlich mit Hunderten Gefallenen, die gefunden werden, gerechnet wird. Leider haben Kriegstote keine Lobby!

Uwe Rieckhoff, Geesthacht




Keine „versprengten Reste“

Ihr Infotext „Schlacht um Berlin April 1945“ ist ungenau. Tatsächlich sollen sich im Kessel von Halbe circa 200.000 Soldaten verschiedenster Verbände und rückwärtiger Dienste befunden haben. Es handelte sich auch nicht um „versprengte Reste“ der deutschen Truppen, sondern vielfach um dezimierte, aber teilweise völlig kampfkräftige Einheiten, wie zum Beispiel die Pz.Gren.Div. Kurmark oder die 32. SS Div. „30. Januar“. Anders geht es auch gar nicht, denn es gab ja den Ausbruch aus diesem Kessel Halbe, der zu massiven Durchbruchskämpfen geführt hat. Mit „versprengten Resttruppen“ wäre dieser Ausbruch gegen eine gewaltige Übermacht nie gelungen. Geschätzte 30.000 bis 40.000, darunter auch Zivilisten, erreichten abgekämpft nach etwa 65 Kilometer Durchbruch die Auffangstellungen der 12. Armee zwischen Brück und Beelitz. Mein Vater war dabei, seine Kameraden, die sich in Gefangenschaft begeben mußten (Nachhut), sah er nach dem Krieg nie wieder. Die Kameraden, die es geschafft hatten und damit in US-Gefangenschaft kamen, teilweise verwundet, haben alle den Krieg überlebt.

Andreas Kloss, Berlin






Zu: „Pankraz, J. Wickram und die Politik ohne Patent“, JF 44/17

Im Bundestag droht Boykott

Die Universität Greifswald empfahl vor Jahren nach dem Einzug der NPD in den Landtag von Meck-Pomm den dortigen Kartellparteien, alle NPD-Anträge abzulehnen; sollten die aber vernünftig sein, sie umgehend als eigenes Gewächs wieder einzubringen. Ähnlich wird es wohl auch der AfD im Bundestag gehen, und die Medien werden höhnisch verbreiten, daß die nichts können.

Eberhard Koenig, Baiern






Zu: „Immer ein Stachel im Fleisch der Ja-Sager“ von Stefan Scheil, JF 44/17

Früher wurde noch befördert

Für die ehrenden Worte zum 90. Geburtstag des Generalleutnants a.D. und Militärhistorikers Dr. Franz Uhle-Wettler vielen Dank! Sein bedeutenstes Werk „Höhe- und Wendepunkte deutscher Militärgeschichte“, erschienen 1984 im Verlag v. Hase & Koehler, führte seinerzeit in Nato-Offizierskreisen zu Unmutsäußerungen, enthielt es doch zum Thema „Offiziersehre und Anstandsregeln in Kriegszeiten“ den Hinweis auf ungebührliches Verhalten eines US-Generals bei der Landung in der Normandie. Bundesverteidigungsminister Manfred Wörner nahm den damaligen Generalmajor und Kommandeur der 5. Panzerdivision in Diez/Lahn aus der Schußlinie, veranlaßte seine Ernennung zum Kommandeur des Nato-Defense-College in Rom und Beförderung zum Generalleutnant. In heutiger Zeit wäre er wohl ohne Angabe von Gründen in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden.

Friedrich Aufderhorst, 

Recklinghausen






Zu: „Das Insektensterben lebt wieder auf“ von Volker Kempf, JF 44/17

Wie beim Kampf gegen das DDT

Der starke Rückgang von Insekten, der sich sowohl auf die Zahl der Arten als auch auf die Individuenmenge (Biomasse) bezieht, ist in der Tat besorgniserregend. Daß dafür ein Bündel von Faktoren verantwortlich ist, ist unter Fachleuten unbestritten: Vernichtung von Hecken, Feldgehölzen und Rainen, Entwässerung von Feuchtgebieten, Ausbau von Fließgewässern, zu frühes und häufiges Mähen von Weg-, Straßen- und Gewässerrändern, noch dazu mit Rotationsmähwerken, die alles kurz und klein schlagen, Überdüngung der Landschaft, Einsatz von Pestiziden wie Glyphosat und Neonicotinoiden, Umwandlung von Grünland (Wiesen und Weiden) in Ackerland, Dominanz von Mais in der Agrarlandschaft, Fragmentierung der Landschaft durch Verkehrsstraßen, der tägliche Verbrauch von 70 Hektar Land für Straßen, Gewerbegebiete, Wohnhäuser etc., die riesige Zahl nächtlicher Lichtquellen, zunehmend naturfeindlich gestaltete Gärten (zum Beispiel mit Schotter) und manches andere wirken am Niedergang der Insekten (und anderer Arten!) mit. Einen herausragenden Anteil daran hat aber die immer intensiver gewordene Landwirtschaft. 

Wenn regelmäßig etwa 40 Prozent der Äcker unseres Landes mit dem Breitbandherbizid Glyphosat gespritzt werden, bedeutet das die nahezu komplette Vernichtung der Wildpflanzen auf dieser Fläche, auf die viele Insekten angewiesen sind. Wie dreist oder ignorant muß man eigentlich sein, um das zu verleugnen?  

Die schon seit Jahren geführte Diskussion um die Neonicotinoide erinnert stark an die früheren Auseinandersetzungen um das Dichlor-Diphenyl-Trichloräthan (DDT), dessen insektizide Eigenschaft 1939 entdeckt und das dann über 30 Jahre lang massiv gegen Insekten eingesetzt wurde. Seine verheerende Wirkung auf die Tierwelt (und den Menschen!) stellte sich schnell heraus und wurde vor allem von der amerikanischen Biologin und Umweltpionierin Rachel Carson in die Öffentlichkeit transportiert. Von seiten korrupter oder ignoranter Wissenschaftler, Vertretern der chemischen Industrie und Landwirtschaftsfunktionären, die das DDT in der Öffentlichkeit dreist verharmlosten, wurde sie dafür immer wieder persönlich diffamiert. Auch damals hieß es regelmäßig, es müsse noch geforscht werden. Der Kampf gegen das DDT dauerte lange, aber er war letztlich erfolgreich: 1971 wurde der Stoff verboten, als der öffentliche Druck zu stark geworden war. Heute muß er gegen Pestizide wie Glyphosat und Neonicotinoide fortgesetzt werden!

Marco Warstat, Imker, Buchholz






Zur Meldung: „Deutschland verlängert Grenzkontrollen“, JF 43/17

Durchlässig wie eh und je

Die Effizienz der Grenzkontrollen ist sehr zu bezweifeln. Im Oktober habe ich mehrmals die Grenzen von Österreich nach Deutschland überquert. Ich bin viermal mit einem weißen Pajero mit deutschem Kennzeichen unterwegs gewesen (ein großes Modell, mit verdunkelten Scheiben im rückwärtigen Teil, in das man locker sechs bis acht Personen hineinpacken kann, ohne sie dem Erstickungstod zu opfern). Kein einziges Mal bin ich angehalten oder nach meinem Paß gefragt worden. Weiter bin ich nach Ungarn gefahren, von dort zurück nach Österreich, und via Bratislava und Prag nach Deutschland etc., ohne einen Grenzpolizisten oder Zöllner zu sehen. 

Am 28. Oktober bin ich mit dem Zug von Bratislava nach Berlin gefahren, und auch da Fehlanzeige. In der Regel steigen kurz vor der deutschen Grenze Polizisten zu, die „phänotypisch Abweichende“ nach dem Paß fragen. In dem Großraumabteil wo ich saß, wurde diese Kontrolle nicht durchgeführt. Wäre ich eine Schlepperin, hätte ich zumindest im Oktober gute Geschäfte machen können. Die Grenze ist durchlässig wie eh und je. 

Auch bin ich im Sommer mit dem Fahrrad entlang Donau und Elbe unterwegs gewesen. Bunt gekleidete Radlergruppen mit Helmen sind von weitem nicht als Immigranten zu erkennen, sie können komplett ungehindert nach Deutschland hineinradeln. Auch hier ist die Grenze durchlässig wie eh und je. Die Kontrolle der Grenzen wird meines Erachtens nur immer wieder angesprochen und proklamiert, um der Bevölkerung ein Gefühl von Sicherheit zu suggerieren. Ehrlicher wäre es, die Überforderung und das Unvermögen einzugestehen.

Hendrika van Rooijen, Berlin






Zu: „Unterrichts-Stoff“ von Christian Schreiber, JF 41/17

Drogenpolitische Mottenkiste

Ihr Artikel wiederholt mit der Warnung vor Cannabis als Einstiegsdroge ein Argument aus der drogenpolitischen Mottenkiste. Dankenswerterweise liefern Sie das Gegenargument gleich im nächsten Satz, wo Sie das baden-württembergische LKA zietieren: „Derjenige, der sogenannte weiche Drogen anbietet, kann in aller Regel Härteres besorgen.“ Dies kann nur gelten, solange Cannabis-Konsumenten auf den Schwarzmarkt angewiesen sind! Tatsächlich ist die sogenannte „Trennung der Märkte“ eines der Hauptargumente für eine Cannabis-Legalisierung.

Dr. Florian A. Feist, Aachen






Zu: „Ein verzerrtes Selbstbild“ von Thorsten Hinz, JF 41/17

Berechtigtes Fazit Gaulands

Die Leistungsbeurteilung von Soldaten im Kampfe sollte nur aus rein militärischer Sicht erfolgen, zumal Soldaten nur ein Mittel zur physischen Austragung eines kriegerischen Konfliktes sind, nicht aber dessen Ursache. Und Kriegsverbrechen kommen in jedem Krieg vor, selbst wenn dieser vermeintlich einer gerechten Sache dient. Die Erfolge der deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg waren beispielhaft, gerade wenn es um Einzelleistungen ging, selbst wenn sie zahlen- und ausrüstungsmäßig im Nachteil waren. Daher kann bei militärischer Betrachtungsweise das Wort „Stolz“ durchaus verwendet werden. Nichts anderes wollte Alexander Gauland wohl ausdrücken.

Thomas Grosse, Bitterfeld