© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/17 / 10. November 2017

Umwelt
Band der Sympathie
Volker König

Der eine halbe Million Euro schwere Deutsche Umweltpreis wurde dieses Jahr zum 25. Mal vergeben. Das Preisgeld ging je zur Hälfte an die unterfränkische Familienfirma Oswald, die mit ihren umweltentlastenden Torque-Elektromotoren weltweit erfolgreich ist, und an Bewahrer des „Grünen Bandes“: Ilse Sielmann, Witwe des bekannten Tierfilmers Heinz Sielmann, sowie Kai Frobel und Hubert Weiger vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Bis 1989 war der 1.400 Kilometer lange Kolonnenweg der DDR-Grenztruppen ein Todesstreifen, heute ist es ein Naturidyll. Der BUND hatte seine angrenzenden Flächen den Bundesländern übertragen: mit der Bedingung, sie dem Naturschutz zu widmen. Extensive Bewirtschaftung durch Schafbeweidung soll die vielfältigen Landschaften sichern. Beeindruckend ist die Artenvielfalt, die sich dort entwickelt hat – von seltenen Orchideen bis hin zu Turmfalken, die in den einstigen Beobachtungstürmen brüten.

Ein Nationales Naturmonument und ein Ort der Aufarbeitung unserer Vergangenheit

Der Freistaat Thüringen hat mit 763 Kilometern und 6.500 Hektar den Hauptteil des „Grünen Bandes“. Die Landesregierung weist es seit Juni sogar als „Nationales Naturmonument“ aus. Diesen Schutzstatus, der vergleichbar ist mit dem eines Naturschutzgebietes, gab es bislang nur für die „Tausendjährigen Ivenacker Eichen“ der Mecklenburgischen Seenplatte. Bei dem einstigen Grenzgebiet handele es sich um eine „einzigartige Verbindung von Natur und Geschichte, einen Ort der Aufarbeitung unserer Vergangenheit“, meinte die grüne Umweltministerin Anja Siegesmund. Die Entscheidung hat allerdings auch Auswirkung auf die Südostlink-Trasse, welche überschüssigen Windstrom vom Norden nach Süddeutschland bringen und die dortige Atomkraft ersetzen soll. Die Hochspannungsleitungen kreutzen aber das „Grüne Band“ – was nicht unproblematisch ist.