© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/17 / 10. November 2017

Soziale Netzwerke ziehen Konsequenzen
Präsidentschaftswahl: Twitter und Co. müssen dem US-Senat Rede und Antwort stehen zu russischen Einmischungsversuchen
Ronald Berthold

Das Ausmaß der russischen Einmischung in den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf über soziale Netzwerke hat Konsequenzen. US-Medien berichten, daß zwischen 2015 und 2017 rund 126 Millionen Amerikaner allein über Facebook von russischen Initiatoren veröffentlichte Kommentare, Berichte und Videos erhalten haben. Das wäre mehr als jeder dritte Einwohner der Vereinigten Staaten.

Die offenbar über eine Agentur in St. Petersburg in Auftrag gegebenen 3.000 Anzeigen sollen 100.000 US-Dollar gekostet haben. Bei Google sind offenbar 4.700 Dollar für Anzeigen zum Wahlkampf von russischer Seite investiert worden. Der Vorwurf lautet, daß damit die Kampagne des Republikaners Donald Trump gegen seine demokratische Widersacherin Hillary Clinton unterstützt wurde. Eine Einmischung ausländischer Akteure in US-Wahlen ist gesetzlich verboten. Vor dem Geheimdienstausschuß des Senats müssen Vertreter von Facebook, Google und Twitter nun in einer öffentlichen Anhörung Rede und Antwort stehen.

Auch die Videoplattform Youtube, die zu Google gehört, ist betroffen. Laut eines Berichts des Konzerns an den Senat wurden demnach dort 1.100 einschlägige Videos hochgeladen. In den anderthalb Jahren vor der Wahl sollen sie 309.000mal angeklickt worden sein. Google hat inzwischen 18 Kanäle gesperrt, die „wahrscheinlich“ zu einem russischen Netzwerk gehören. Beim Kurznachrichtendienst Twitter soll es 36.746 Accounts gegeben haben, die offenbar mit einem russischen Konto verbunden waren.

Facebook zieht nun weitere Konsequenzen. Werbeanzeigen, die sich an bestimmte Zielgruppen richten, sollen allen Nutzern sichtbar gemacht werden. Mit dieser Transparenz reagiert das Unternehmen auf die Strategie der Russen, nur Menschen mit bestimmten Interessengebieten anzusprechen. Allerdings ist das bei allen Facebook-Anzeigenkunden gängige Praxis und ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber klassischen Medien. 

Ob diese Maßnahme jegliche oder nur politische Werbung betrifft, ist noch unklar. Facebook-Mitglieder sollen künftig die Option erhalten, sich anzusehen, welche Anzeigen der Auftraggeber für andere Zielgruppen schaltet. Das Unternehmen hatte bereits zuvor angekündigt, seine Regeln bei politischer Werbung zu verschärfen (JF 40/17). Künftig soll die Seite im sozialen Netzwerk angezeigt werden, die die Anzeige in Auftrag gegeben hat.