© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/17 / 10. November 2017

„Paradise Papers“
Zu hohe Steuern sind schuld
Markus Brandstetter

Nach den „Panama Papers“ nun die „Paradise Papers“. Das sind Dokumente, die angeblich beweisen sollen, daß internationale Konzerne wie Apple, aber auch die britische Königin und der US-Handelsminister, Steuerschlupflöcher nutzen und über Tochterfirmen in Steueroasen wie der Kanalinsel Guernsey ihre Steuerzahlungen verringern. Das Ganze ist der neueste Coup internationaler Medien, darunter die Süddeutsche Zeitung, die damit den Sinkflug ihrer Auflage stoppen will. 

Das erste Problem bei solchen Sensationsgeschichten ist, daß die Journalisten auf illegalen Wegen an ihre Quellen gelangt sind und kein Mensch sagen kann, was an den mit großem Tamtam enthüllten Dokumenten eigentlich Wahrheit und was Dichtung ist. Der nächste Haken ist der, daß die maliziös an den Pranger gestellten Personen und Unternehmen in der Regel qua Steueroasen keine Verbrechen begehen, sondern die hohen Steuern in den Ländern, wo sie wohnen oder ihren Firmensitz haben, lediglich vermeiden – was vollkommen legal ist.

Und irgendwie kapieren die Enthüllungsjournalisten auch nie so richtig, daß Unternehmen wie Nike oder Apple, die Konzernteile nach Irland und in die Niederlande verlegt haben, mit ihren Milliardenumsätzen und der Beschäftigung Hunderttausender weltweit Wohlstand für Millionen schaffen, was die angeblich entgangene Körperschaftsteuer hundertmal ausgleicht.