© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/17 / 03. November 2017

Umwelt
Goldene Windbeutel
Martina Meckelein

Nein, der Windbeutel ist keine Mogelpackung. Wer schon mal selbst einen Brandteig rührte, weiß, wieviel Arbeit in dieser Köstlichkeit steckt. Und sein Aussehen, gefüllt mit Sahne oder Vanillecreme, ist ein luftig- krosses, aber wahrlich kein leeres Versprechen auf bevorstehenden Genuß. Ganz anders verhält es sich mit jener Auszeichnung, die mit dem süßen Stückchen außer dem Namen nichts gemein hat: Jedes Jahr verleiht die Verbraucherorganisation Foodwatch den „Goldenen Windbeutel“ für die dreisteste Werbelüge. 2017 haben fünf Produkte gute Chancen aufs Treppchen zu steigen. Die Schiedsrichter, also die Verbraucher, wählen zwischen bekannten Namen, die mit Sinn für Gewinnmaximierung, aber wenig Wahrhaftigkeit eingedost, verpackt oder abgefüllt worden sind – etwa: „Alete Kinderkeks“. Der werde als „babygerecht“ beworben, bestehe aber laut Foodwatch zu einem Viertel aus Zucker.

Ein klein wenig Urkorn, Quinoa, Apfel und Chia-Samen – gemischt mit Palmöl und Aroma.

Wenig Schmeichelhaftes findet sich zum „Protein Drink Vanille“ von Bauer: „Aromatisierte Milch mit überflüssigem Proteinzusatz, teuer vermarktet.“ Erstaunen dann bei Continental Foods: In der „Gebundenen Ochsenschwanz-Suppe“ von Lacroix sei gar kein Ochsenschwanz drin. Das Urlegenden-Müsli „Quinoa, Apfel, Cranberries & Chia-Samen“ von Kellogg’s werbe mit Urkorn: „Eine liebevoll zubereitete Mischung der feinsten Körner, die man von alters her kennt.“ Foodwatch wirft allerdings dem US-Konzern (der Werbung auf dem rechten Portal Breitbart.com verweigert) vor, daß nur 2,5 Prozent Urkorn, dafür Palmöl und Aroma enthalten seien. „Becel Omega-3 Pflanzenöl“ von Unilever rühme sich mit besonders viel gesundem Omega-3 – doch „stinknormales Rapsöl enthält mehr“, so Foodwatch. Tja, wer die Wahl hat, hat die Qual, als Verbraucher wie als Schiedsrichter.

Abstimmung „Goldener Windbeutel“:  foodwatch.org/