© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/17 / 03. November 2017

Die Grünen und der Familiennachzug
Moralischer Größenwahn
Hans-Hermann Gockel

Ihr Kinderlein kommet“ ist ein beliebtes Weihnachtslied. Für das deutsche Gutmenschentum, das bei den Sondierungen in Berlin mit am Tisch sitzt, hat diese Zeile das Potential zum Hit des Jahres. Der uneingeschränkte Familiennachzug für Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien und dem Irak ist für die Grünen um Katrin Göring-Eckardt & Co. ein „Gebot der Menschlichkeit“. Die Frage sei erlaubt, wieso? 

Bestimmt läßt es sich in Hannover oder Stuttgart angenehmer leben als – zum Beispiel – im irakischen Erbil. Doch Asyl ist kein Wunschkonzert. Bürgerkriegsflüchtlinge, um sie allein geht es, genießen lediglich einen Schutz auf Zeit. Ist der Krieg vorbei, darf man verlangen, daß diese Menschen zurückkehren und mithelfen, ihre Heimat wieder aufzubauen. Das Recht auf Asyl basiert auf internationalen Gesetzen – und nicht auf deutschen Annehmlichkeiten. Gut, daß ein Mann der Praxis dem moralischen Größenwahn der Grünen Paroli bietet. Gerd Landsberg, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, warnt eindringlich vorm uneingeschränkten Familiennachzug. Er würde die Integrationskraft der Kommunen hoffnungslos überfordern. Man darf gespannt sein, ob diese Stimme der Vernunft einen Grünen erreicht.






Hans-Hermann Gockel ist Journalist und Buchautor und war Nachrichtenmoderator bei Sat.1 und N24.