© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/17 / 27. Oktober 2017

Dorn im Auge
Christian Dorn

Helm ab zum Gebet: im Abgeordnetenhaus von Berlin, zur von der AfD-Fraktion beantragten „Aktuellen Stunde“ mit dem Titel „Linksextremismus isolieren – Finanzielle Förderung und gesellschaftliche Duldung stoppen!“ Als AfD-Fraktionsvize Ronald Gläser berichtet, wie eine Frau aus der „Mitte der Gesellschaft“ dabei überführt wurde, ein AfD-Wahlplakat zu zerstören, beklatschen die linken Fraktionen diese Straftat. Der Presse ist diese Reaktion in der Berichterstattung keine Zeile wert. Bezeichnend ist auch das Fazit der Linken-Politikerin Anne Helm – jener Frau, die im Februar 2014 als Femen-Aktivistin mit blankem Busen unter dem Motto „Thanks, Bomber Harris!“ die Opfer des Bombenangriffs auf Dresden verhöhnte. So bekennt Helm: „Es sind die Antifaschistinnen und Antifaschisten dieser Stadt – und von denen gibt es viele und die sind sehr breit aufgestellt –, die sich am aktivsten gegen die Aushöhlung und Abschaffung des Rechtsstaates und der Demokratie hier einsetzen.“ Diese Realsatire erntet ein heftiges Auflachen – nachzusehen in der RBB-Mediathek unter der Rubrik „Im Parlament“.


Dabei erinnert der Vortrag von Helm, von Beruf Synchronsprecherin, eher an den Auftritt einer FDJ-Sekretärin. Lediglich die blaue Bluse fehlt ihr. Dabei gibt es diese im Parteisitz, im Karl-Liebknecht-Haus am Rosa-Luxemburg-Platz. Residiert doch dort die kommunistische Jugendorganisation. In einem gespenstisch anmutenden Aufzug war diese unter strahlendem Sonnenschein am 13. August 2016 mit DDR-Fahnen, in Blauhemd-Uniform, mit einem NVA-Militärlaster und unter dem Banner „Für die sozialistische Revolution“ Unter den Linden marschiert, bis direkt vor das Kanzleramt, auf das – unter Polizeiaufsicht – die mitgeführte Kanone gerichtet wurde. Daß eine solche offen zum Gesellschaftssturz aufrufende Organisation nicht vom Verfassungsschutz beobacht wird, hingegen aber die betont zivile Identitäre Bewegung, sagt eigentlich alles über die Zustände in dieser Republik.


Zurück auf START: Die verbale Eskalation von SPD (Martin Schulz) und AfD (Peter Felser), die der Kanzlerin beziehungsweise dem Bündnis „Gegen Haß und Rassismus im Bundestag“ einen „Anschlag auf die Demokratie“ unterstellen, gemahnt an die Abrüstungsverhandlungen Anfang der 1980er. Vergiften doch beide Politiker damit die politische Debatte und verharmlosen den wirklichen Terror. Gleiches gilt für die neuerliche, groteske Sexismus-Debatte. Mein Fazit: Willst du heut’ erscheinen kühn / dann verhalt dich misogyn.