© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/17 / 27. Oktober 2017

Tiefgang der Woche
(Unter-)Seefahrt ist not
Christian Vollradt


Wohl nicht zu Unrecht gilt beim Bau konventioneller U-Boote: Das Nonplusultra wird in Deutschland produziert. Und auch den Besatzungen eilt ein guter Ruf voraus. Legendär die Episode von U 24, das 2001 während eines Manövers unbemerkt von den Sicherungsschiffen direkt neben einem amerikanischen Flugzeugträger auftauchte. Zuvor hatte der Kommandant einen Torpedo-Fächer simuliert und zur Erinnerung ein Zielfoto durch das Periskop gemacht. Die Flüche des US-Admirals sollen nicht zitierfähig gewesen sein ... Was aber nützt vergangener Ruhm, wenn die Gegenwart zum Landgang zwingt: Die deutsche Marine verfügt zur Zeit über kein einsatzfähiges U-Boot mehr, seit U 35 bei einer Testfahrt vor der norwegischen Küste havarierte; beim Tauchen berührte die Ruderanlage einen Felsen und wurde so stark beschädigt, daß ein längerer Werftaufenthalt droht. Erst Ende 2018 sollen vier der sechs Boote wieder einsatzfähig sein, so das Marinekommando in Rostock. Schuld sei die schlechte Ersatzteilversorgung. Anders als im Kalten Krieg wird nämlich nicht mehr „bei jedem Rüstungsprojekt ein umfangreiches Ersatzteilpaket beschafft“, heißt es bei der Marine. Aber: „Wir haben aber jetzt gegengesteuert.“ Hoffentlich kommt – im übertragenen Sinne – bei diesem Manöver kein Felsen dem Ruder in die Quere.