© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/17 / 20. Oktober 2017

Blick in die Medien
Überwachung im Staatsauftrag
Ronald Berthold

Wem in der DDR gedroht wurde: „Ich melde Dich“, dem war klar, daß er bei der Staatssicherheit angeschwärzt würde. Das Unwesen, jemanden oder etwas „zu melden“, greift nun auch im vereinigten Deutschland immer mehr um sich. Neuestes Beispiel: Seit Mittwoch ruft die Initiative „Pinkstinks“ dazu auf, vermeintlich sexistische Werbung zu „melden“. Auf der genderkorrekten Denunziationsseite werbemelder.in sollen Fotos von unliebsamen Anzeigen samt Ortsangabe hochgeladen werden.„Wir machen deine Beschwerde auf einer Deutschlandkarte sichtbar und informieren dich, was wir dagegen unternommen haben.“

Leider könne man Firmen nicht vorschreiben, wie ihre Werbung auszusehen hat.

Die mit Steuergeldern unterstützte Organisation stört sich – wie der Name sagt – bereits daran, wenn Mädchen oder deren Spielzeug in Rosa gezeigt werden. Diese Geschlechter-Stereotypen wolle man aufbrechen. Es lebe der Einheitsmensch! Denn das Feindbild besteht nicht nur im Dessous-Model, vielmehr geht es gegen die Weiblichkeit allgemein. Die Initiative bedauert zwar, daß es nicht machbar sei, „einer einzelnen Firma vorzuschreiben, dieses Jahr ihre Bikinis an einer 50jährigen zu bewerben“. Aber man wolle zeigen, „wie viele Firmen und Kampagnen mit einem unglaublich limitierten Frauenrollenbild werben“.

Ob die von der Bürgerwehr für die Reinheit deutscher PR ausgemachte Werbung dasselbe Schicksal erleidet wie die meisten AfD-Plakate im Wahlkampf? Wer weiß? Die wurden entweder zerstört oder komplett entwendet. Die Denunzianten dürfen sich dabei sogar geadelt fühlen, denn sie handeln in höchstem Namen – dem der Bundesregierung. Das Familienministerium beauftragte im März dieses Jahres „Pinkstinks“ ganz offiziell mit der „Kontrolle“ deutscher Litfaßsäulen. Auch der Werberat, das Selbstkontrollorgan der deutschen Werbewirtschaft, soll mit „Pinkstinks“ zusammenarbeiten. Na dann auf zum fröhlichen „Melden“ im Auftrag des Staates.