Ehemalige russisch-serbische Freischärler, die im Balkankrieg zusammen gekämpft haben und von Interpol wegen damals begangener Kriegsverbrechen gesucht werden, haben in Spanien eine kriminelle Organisation gebildet und beschließen, den Tresor der Schweizerischen Kreditbank in Madrid zu knacken. Die Bande engagiert den Meisterdieb Victor (Alain Hernández), einen Einzelgänger, der sich nach einigem Zögern bereit erklärt, in das gefährliche, aber einträgliche Unternehmen einzusteigen. Es locken zwanzig Millionen Bargeld und zehn Millionen in Aktien sowie etliche Goldbarren. Doch dazu muß zunächst eine meterdicke Betonschicht durchbrochen werden, zudem werden die Temperaturen in dem engen Raum bei den Schweißarbeiten extrem ansteigen.

Die Polizei kann die russische Mafia zwar ausschalten, doch nun will Victor die Sache gemeinsam mit seinem alten Freund Rápido (Javier Gutiérrez), der ein Geheimnis von Victor kennt, durchziehen. Und da ist auch noch die junge Prostituierte Helena (Alba Galocha), der er versprochen hat, mit ihr ein neues Leben zu beginnen. Tatsächlich glückt das waghalsige Unternehmen mehr oder weniger. Es stellt sich jedoch heraus, daß Victor nicht der ist, für den er sich ausgegeben hat …

Jules Dassins meisterhaft inszenierter Thriller („Rififi“, 1954), bei dem eine hochspezialisierte Bande den Raub von Diamanten aus einem Pariser Geschäft generalstabsmäßig ausführt – die berühmte Einbruchsszene, die mit allen Details gezeigt wird, dauert fast 26 Minuten und kommt ohne Dialoge und Musik aus –, stand bei Inaki Dorronsoros „Einer gegen alle“ („Plan de fuga“, Spanien 2017) eindeutig Pate. Doch verglichen mit Dassins Film ist Dorronsoros Werk nur ein konventionelles Kriminaldrama, längst nicht so gelungen und zudem nicht ganz schlüssig in der Schilderung krimineller Verstrickungen.

Betont kühl und sachlich nach wahren Begebenheiten inszeniert, überzeugt er auch auf formaler Ebene nur streckenweise. Faszination und Substanz gewinnt der Film jedoch vor allem durch die zunehmend vielschichtiger werdende Charakterisierung der Hauptfigur Victor, die durch die Ausdruckskraft des großartigen Schauspielers Alain Hernández beeindruckt. 

DVD/Blu-ray: Einer gegen alle – Trau niemals einem Dieb. KochMedia 2017, Laufzeit ca. 101 Minuten