© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/17 / 06. Oktober 2017

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Die neue Kraft“, JF 40/17

Noch manches blaue Wunder

Wenn ich früher den Begriff „Blaues Wunder“ hörte, dachte ich eigentlich nur an die herrliche weltbekannte, im späten 19. Jahrhundert errichtete Brücke in Dresden. Aber auch in Leipzig soll es ja eine entsprechende Fußgängerbrücke geben. Doch es gibt auch Bücher, Filme, Hotels und sogar ein Reinigungsmittel mit diesem Namen. Von den kleinen „blauen Wunderpillen“ will ich erst gar nicht reden. Wenn jemand sagt, er „wird noch sein blaues Wunder erleben“, dann bedeutet das soviel wie: er wird eine unerfreuliche Überraschung erleben!

Nun ist Blau eigentlich eine sehr schöne Farbe. Es gibt sogar einen herrlich beeindruckenden Film: „Blau ist eine warme Farbe“. Aber es gibt nun mal Menschen, die mögen Blau absolut nicht; lieber Rot, Grün, Gelb oder eben auch Schwarz. Viele von diesen Menschen haben am Abend nach der Wahl „ihr blaues Wunder erlebt“! Das ist gut so, und ich wette: sie werden sich in Zukunft weiter „wundern“.

Rainer Engelhardt, Cottbus




Fehleinschätzung? Falscher Job!

Derjenige Politiker, der sagt, daß er sich über das gute Abschneiden der AfD wundere, hat schon aus diesem Grunde seinen Job verfehlt.

Dieter Blumtritt, Helmstedt




Blockade durch Altparteien

Das war eine eindeutige Abwahl der verbrauchten Groko. Leider ist dies bei Frau Merkel und dem Wendehals Seehofer noch nicht angekommen. Die Zukunft jedenfalls gehört der AfD, die trotz der schmutzigen Medienhetze ein beachtenswertes Ergebnis erzielen konnte. Geradezu unverantwortlich und zutiefst undemokratisch ist aber das Blockadeverhalten der antiquierten Altparteien gegenüber der AfD.

Herbert Gaiser, München




Demokratisch legitimiert

Obwohl ich die politischen Ansichten und Äußerungen der AfD in vielerlei Hinsicht nicht teile, freut es mich, daß ihr und ihren Wählern hier die Gelegenheit gegeben wird, sich zu artikulieren und sich zu ihren Politikvorstellungen zu äußern. Es tut mir leid, wenn ich sehe, wie es anläßlich der AfD-Wahlparty zu Gewalttätigkeiten kam; schließlich ist die AfD demokratisch legitimiert.

Birgit Jutta Schröter, Lemförde




Früher wären sie zurückgetreten

Alle drei Regierungsparteien CDU, CSU und SPD haben bei der Bundestagswahl je etwa ein Viertel ihrer Wähler verloren. Früher, als unsere Demokratie noch respektiert wurde und eine gewisse politische Ethik neben Würde und Anstand gegolten hat, wären die Verantwortlichen für ein solches Debakel sofort von ihren Posten zurückgetreten. Aber heutzutage bleiben unsere elitären politischen „Klebeärsche“ (gebräuchlich in Nordhessen für Leute, die bei einem Besuch nicht aufbrechen, sondern klebenbleiben) auf ihren Stühlen sitzen, als wenn nichts geschehen wäre. Ob Merkel, Seehofer und Schulz glauben, daß der ins Wanken geratene Rechtsstaat Deutschland so einen Neuanfang schafft? Neue Köpfe braucht das Land, die den allgemeinen Unmut über „die da oben“ durch entsprechende Zielvorgaben und klares politisches Handeln abbauen. 

Peter Fricke, Bad Hersfeld






Zu: „Merkeldämmerung“ von Michael Paulwitz, JF 40/17

Sie hat es nicht bemerkt

Frau Merkel sollte nicht nur den CDU-Vorsitz abgeben, sondern ganz verschwinden. Offensichtlich hat noch niemand bemerkt, daß Merkel abgewählt wurde. Ich war auf der CSU-Abschlußkundgebung in München. Dort habe ich nur Tausende „Merkel muß weg!“ skandieren hören. Von Joachim Herrmann oder Horst Seehofer war da nicht die Rede. Ich hoffe, die CSU stellt sich endlich auf die Hinterbeine und verweigert Merkel jetzt eine weitere Amtszeit.

Bernhard Baron Boneberg, Rosenheim




Wie lange noch Merkel ertragen?

Wie lange können und sollen wir Angela Merkel noch ertragen? Weiß denn niemand, daß Angela Merkel den Grundgesetz-Artikel 16 a, Abs. 2 ohne Parlamentsbeschluß außer Kraft gesetzt hat, daß zahllose gefälschte Pässe von Ausländern gekauft wurden, daß Asylanten Deutschland jährlich zig Milliarden Euro kosten, wie viele Ängste in Deutschland durch Anschläge und Einbrüche entstehen und daß 250.000 nichtregistrierte Ausländer sich in Deutschland aufhalten und wie viele arme Rentner es in Deutschland gibt?

Elke Christensen, Nentershausen




Fatales Signal für die Flüchtlinge

Die Wiederwahl von Merkel wird ein fatales Signal an die Flüchtlingsströme aussenden. Seht her, ich bin gewählt und ihr könnt jetzt alle kommen.

Hans Wilhelm Muff, Windesheim






Zu: „Eine geht noch, eine geht noch raus“ von Christian Vollradt / Felix Krautkrämer, JF 40/17

Für immer ins politische Abseits

Frauke Petrys Abgang hat sie zweifellos für immer in die politische Bedeutungslosigkeit befördert. Kaum jemand wird einer Politikerin vertrauen, die sich unter falschen Vorzeichen ins Parlament wählen läßt und sich so die Legitimation durch den Wähler erschleicht. Eine derartige Unverfrorenheit ist neu im politischen Berlin. Zwar steht zu befürchten, daß Frauke Petry hinter den Kulissen eine Parteigründung vorbereitet hat und es zu einer Abspaltung kommt – aber eine Gruppierung, die von einer rachsüchtigen, den Wählerwillen schamlos ignorierenden und sogar die Wähler betrügenden Person angeführt wird, sollte langfristig chancenlos sein.

David Ruland, Berlin






Zu: „Schlag ins Kontor“ von Christian Schreiber, JF 40/17

Gauland harmloser als Nahles

Die neue SPD-Fraktionvorsitzende Andrea Nahles hat in Interviews bereits deftig ausgeteilt und gemeint, daß die neuen Unions- und Regierungsparteien „ab morgen auf die Fresse kriegen“. Die medialen Kommentare dazu fehlten oder waren freundlich. Schon erstaunlich, wenn ich mir anschaue, was alles zu Alexander Gauland von der AfD gesagt und geschrieben wurde, obwohl seine Aussage, daß die neue Regierung nun „gejagt“ würde, doch wesentlich harmloser ausfällt. Es ist wieder einmal der Beweis dafür, daß es einen Unterschied macht, wer was sagt, und daß manche eben „gleicher“ sind als andere.

Werner Christ, Überlingen




Die SPD wird immer peinlicher

Die SPD wird immer peinlicher. Frau Nahles’ Gossen-Niveau ist ein weiteres Zeichen für ein stark eingeschränktes Niveau der SPD-Führungsebene.

Winfried Wieczorek, Blankenfelde-Mahlow






Zu: „Klassenziel nicht erreicht“ von Michael Paulwitz, JF 39/17

Summa cum laude für den Autor

Noch nie hat mir eine Zeugnisverteilung soviel Vergnügen bereitet wie die an der Berliner Sonderschule. Drei Sechser und vier Fünfer für zehn Hilfsschüler aus dem Stümper-Kabinett Merkel bilden eine harte, aber gerechte Benotung durch Oberlehrer Michael Paulwitz. Nur Kanzleramtsminister Peter Altmaier schaffte mit Note Vier eine knappe Versetzung. Mehr Gnaden halber als verdient kamen die vorlaute Familienministerin Barley und Außenminister Gabriel mit Vier minus davon. Klassensprecherin Merkel, Note Sechs minus, hätte wegen ihrer Mogeleien längst von der Schule verwiesen gehört. 

Pädagogisch gut gemeint, aber wohl vergebens sind die treffenden Begründungen über die Sitzenbleiber wie Justizminister Maas („Bock als Gärtner“), die Verteidigungsministerin von der Leyen (die „bis zum Schluß die Aufgabe nicht verstanden hat“), wie auch die Benotung mit einer 5 minus für Finanzminister Schäuble, der sich für den heimlichen Klassenprimus hält. Jedenfalls ist es hohe Schule journalistischer Kommentarschreibung, Herr Paulwitz: Summa cum laude!

Volker Wittmann, Philippsburg






Zu: „Sind so kleine Hände“ von Birgit Kelle & „Die Schwächsten schützen“ von Thorsten Brückner, JF 38/17

Es geht nicht um das Verbot

Es geht nicht darum, Abtreibungen zu verbieten, denn das wäre aus meiner Sicht wiederum ein Eingriff in die Entscheidungsfreiheit der Frauen. Gerade in Fällen von zu erwartenden Behinderungen und von Vergewaltigung muß es der Frau freigestellt sein, abzutreiben. Es geht eher darum, das Thema nicht mehr unter den Tisch fallenzulassen, in den öffentlichen Diskurs zu rücken, und vor allem, den Fokus innerhalb der Gesellschaft zu ändern. Nicht mehr stillschweigendes Töten Ungeborenener, sondern die potentiellen Mütter beraten und unterstützen, so weit es geht. Eben alles daran setzen, daß das Kind zur Welt kommt. Das zu schützende Leben im Fokus der Gesellschaft und nicht das eilige Töten.

Meike Ahlers, Bad Mergentheim




Morgen früh in den Kindergarten

Nur drei Jahre hat die Ehe meiner jüngsten Tochter mit dem Banker gehalten, dabei war der Heiratsantrag im Heiß­luftballon doch so romantisch und die Hochzeit so wunderschön mit der Fahrt im rosa Cadillac-Cabrio aus dem Jahr 1959, den schon Elvis gefahren hatte. Nein, meine Tochter wollte raus aus dieser Beziehung, die sich als alles andere als eine glückliche Ehe entwickelt hatte.  

Nach drei verlorenen Jahren endlich wieder frei, zog sie wie früher mit ihrer Cousine durch die Gemeinde zu mancher Musikveranstaltung. Und siehe da, was in den drei unglücklichen Jahren nicht geklappt hat: sie wurde plötzlich schwanger. Den Kindsvater kannte sie kaum und jetzt war guter Rat teuer. Ihre Freundinnen rieten zur Abtreibung. Ihre beste Freundin aber, ihre Mutter (meine Frau), fehlte jetzt, da sie schon vor Jahren an Krebs gestorben war.

Ich konnte meine Frau bei der Beratung der Tochter nur schlecht ersetzen. Es war ihre Entscheidung, ob ich zum Opa gekürt würde oder nicht. Immerhin einigten wir uns, daß der Vater des Kindes davon erfahren sollte. Er brach aber nicht in Entsetzen aus. Dann erinnerte sie sich, daß damals bei einer ähnlichen Situation in der Verwandtschaft meine Frau geäußert hatte, groß bekomme man sie alle. Jetzt war sie sich sicher, daß meine Frau ihr zugeraten hätte, das Kind zu behalten. Mir fiel ein Stein vom Herzen. 

Da ich schon bei der Geburt meiner Tochter dabei war, habe ich sie auch nicht alleine gelassen, als meine Enkeltochter das Licht der Welt erblicken sollte. Inzwischen ist sie längst mit dem Vater des Kindes verheiratet, beide haben mich schon zum zweifachen Opa gemacht. Zweifache Mutter zu sein, so postete meine Tochter neulich auf Facebook, sei der schönste Job, den sie im Leben je gemacht habe, und das bei täglichen 24 Stunden Dienst. Die vor ihrer Geburt mit Abtreibung bedrohte Enkeltochter wird im Oktober schon vier Jahre alt und möchte morgen früh vom Opa in den Kindergarten gebracht werden. Der Opa wird das gerne machen.

Detlef Moll, Waldbröl






Zu: „Der Maschinist des Systems Merkel“ von Bruno Bandulet, JF 38/17

Inzucht im Bundestag

Dieser Beitrag findet meine volle Zustimmung. Der Autor charakterisiert diesen als Ikone der CDU gehandelten Politiker sehr treffend und verweist dabei nicht zuletzt auf dessen Zynismus, mit dem er offenbar seine fatalen politschen Fehlleistungen zu kompensieren versucht. 

Eine hierfür typische Aussage klingt mir immer noch in den Ohren, und zwar um so dröhnender, je näher der Wahltermin rückte: „Abschottung ist doch das, was uns in Inzucht degenerieren ließe.“ Man möchte annehmen, daß ein hochrangiger Repräsentant unserer Funktionseliten hinreichend gebildet ist, daß er weiß, wovon er spricht. Der Begriff „Inzucht“ bedeutet nämlich per definitionem „Fortpflanzung unter engen Blutsverwandten“ (vgl. u.a. Brockhaus) und ist kein Synonym für Endogamie, sonst wäre das traditionell endogame Volk der Juden schon längst degeneriert. Das Gegenteil ist aber der Fall! 

Dieser ebenso denkwürdige wie törichte Satz, von dem sich meines Wissens keiner seiner namhaften Parteigenossen, schon gar nicht die Kanzlerin, distanziert hat, war für mich eine wichtige Entscheidungshilfe zur Bundestagswahl.

Karl-Heinz Ruda, Niedermurach






Zum Schwerpunktthema: „‘Es geht um die Macht’“, JF 38/17

Nur das AfD-Wahlprogramm

Glückwunsch zum Interview mit Hans Herbert von Arnim! Dessen kritische Äußerungen haben mich schon lange begleitet. Durch das Studium seiner Bücher gelang es mir und anderen, den praktizierten Parlamentarismus zu hinterfragen. So war mir in der Antrittsrede des Bundestagspräsidenten Lammert der Hinweis aufgefallen, daß das Parlament die Regierung kontrolliere und nicht umgekehrt. In seiner Abschiedsrede räumte er ein, daß genau diese Funktion des Parlamentes nur teilweise gelungen sei. 

Nach meinem Demokratieverständnis steht nicht die Sicherung der Macht durch Ämterhäufung in einer Person und das lebenslange Agieren als Berufspolitiker im Mittelpunkt. Angehörige der Regierung haben nichts in den Parlamenten zu suchen. Doch eine Interessenkollision zwischen Amt und Mandat gibt es in Deutschland offenbar nicht, da es hier allen völlig ungeniert um die Sicherung ihrer Macht geht. Ich konnte deshalb nur dem Wahlprogramm der AfD zustimmen, daß endlich die Zeiten als Parlamentarier oder Bundeskanzler begrenzt werden müssen, schon um einem sich ständig vertiefenden Realitätsverlust der Berufspolitiker vorzubeugen. 

Günther Tschernko, Dresden