© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/17 / 06. Oktober 2017

Blick in die Medien
Friendly Fire
Tobias Dahlbrügge

Auch in einer nichtmilitarisierten Gesellschaft können junge Menschen ihre natürliche Gewaltaffinität ausleben: Wer sich gerne herumprügelt, wird Fußball-Hooligan. Wer lieber risikolosen Spaß an Vandalismus sucht, geht zur „Antifa“. Hier gilt man auch dann nicht als feige, wenn man seine Lust an Gewalt und Zerstörung im Schutz dunkler Nacht und Maskierung austobt. Zudem läßt sich das Vandalentum ideologisch bemänteln.

Regelmäßig dürfen die Linksextremisten für ihre Exzesse – wie das Abfackeln von Autos, das „Entglasen“ von Gaststätten oder Stein- und Böllerwürfe – mit einer milden Medienberichterstattung rechnen, die sich in Verharmlosungen wie „Aktivisten“, „breites Bündnis“ etc. ausdrückt.

Die Attacken zeigen, daß jeder zur willkürlichen Zielscheibe linken Terrors werden kann. 

Doch die militanten Zöglinge ihrer Sympathisanten am Schreibtisch zeigen sich immer öfter undankbar und greifen auch als links geltende Medienhäuser an. Schon 2009 hatte ein Kommando des „Schwarzen Blocks“ die Redaktion des Berliner Kuriers verwüstet, weil die Zeitung dezent auf das Gewaltpotential linksextremer Demonstrationen hingewiesen hatte – typisch „Indymedia“-Logik.

Jetzt erwischte es das neue Verlagsgebäude, das man zusammen mit den Kollegen der Berliner Zeitung bezogen hat. Welchen Vergehens sich die Redaktion „schuldig“ gemacht hatte, ist unklar. Jedenfalls hielt es ein linker Mob für angebracht, Scheiben einzuwerfen, die Fassade zu beschmieren und parkende Autos zu demolieren. Die schnell noch hinterlassene Allzweck-Parole „Free G20-Prisoners“ sorgt hinterher für das wohlige Gefühl, der hinterhältigen Tobsuchtsattacke aus edlen Motiven freien Lauf gelassen zu haben.

Die Fälle zeigen, daß jeder zur Zielscheibe linkenTerrors werden kann, wenn den tollwütigen Bürgerkindern irgendein Pups quersitzt. Ein Ende der ideologischen Verniedlichung unter den Pressekollegen wäre angebracht.