Anders als der Kriminalfilm oder das Melodram lieferten die frühen Western-Klassiker die zuverlässigsten und mythopoetischsten Filmbilder über die Geschichte der USA und ihre Kultur. Es waren grandiose Werke, Filme wie Opern, zugleich Abenteuer- und Heimatfilme, vor allem aber perfekt inszenierte Liebeserklärungen und manchmal auch Zornesausbrüche über einen Kontinent, dessen Nation erst nach einer blutigen Landnahme und einem schrecklichen Bürgerkrieg zu sich selbst finden konnte.

In Henry Hathaways „Garten des Bösen“ („Garden of Evil“, 1954) stranden drei Abenteurer in einem mexikanischen Fischerdorf. Dort machen Ex-Sheriff Hooker (Gary Cooper), der zwielichtige Spieler Fiske (Richard Widmark) und der junge Heißsporn Daly (Cameron Mitchell) die Bekanntschaft mit einer rothaarigen Schönheit. Leah Fuller (Susan Hayward) verspricht jedem 2.000 Dollar, wenn sie ihr ins Indianergebiet folgen, um ihren Mann, der schwerverletzt in einer Goldmine liegt, zu bergen. Die Männer lassen sich nicht lange bitten, zu verlockend ist die Aussicht auf die Belohnung. Der Mexikaner Vincente (Victor Manuel Mendoza) schließt sich ihnen an, und es gelingt ihnen tatsächlich, Leahs Mann zu retten. Doch die Apachen, in deren heiliges Gebiet, den „Garten des Bösen“, sie vorgedrungen sind, verfolgen sie und töten Vincente, Daly und Fuller. Als die Überlebenden auf einem Engpaß von den Indianern eingekreist werden, ist es Fiske, der durch seinen mutigen Opfergang Leah und Hooker das Entkommen ermöglicht.

Es geht in Hathaways Film nur vordergründig um das Gold. Im Mittelpunkt stehen die unterschiedlichen Charaktere der Männer. Während Hooker ein ruhiger, bedächtiger Mann ist, der nicht viel Worte macht, ist Fiske ein Zyniker und Daly ein Großmaul. Mißtrauen und die Bereitschaft, einander zu übervorteilen, bestimmen ihre Handlungsweise. Aber genauso wie sie der fixen Idee vom Gold hinterhergelaufen sind, so heroisch sind sie dann in ihrem Opfermut.

„Garten des Bösen“, 50. Jubiläumsfilm der Reihe „Western-Legenden“ ist ein harter, in der Charakterzeichnung überdurchschnittlicher Western; ein frühes Genre-Werk mit exzellenten  Darstellern.

DVD/Blu-ray: Garten des Bösen. Koch Media 2017, Laufzeit knapp 100 Minuten