© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/17 / 06. Oktober 2017

CD-Kritik: Rummelsnuff
Klobiger Kauz
Sebastian Hennig

Das Lied vom „Treidler“ vereinigt Quetschkommode, Keyboard mit der heiser-tonlosen Baßstimme. Rummelsnuff ist ein empathischer Sänger der geknechteten Arbeiter und Handwerker. „Warum die Luft nach Freiheit riecht, während man am Boden liegt ...“ Der Musiker ist als ein klobiger Kauz bekannt. Einerseits hochmusikalisch und feinsinnig, hat er sich zum behäbigen Muskelberg hochgepumpt und stapft nun als ein sächsischer Golem durch das Musikgeschäft.

In diesem Frühjahr ist auf knapp 200 Seiten die Biographie von Roger Baptist alias Rummelsnuff erschienen. Doch die besten Geschichten erzählen immer noch die deutschen Texte seiner volkstümlichen Lieder, wie zuletzt auf dem Doppelalbum „Rummelsnuff & Asbach“. Der Käpt’n und sein Maat veröffentlichen darauf das Private und privatisieren das Öffentliche; sie spielen mit der Doppelgesichtigkeit von Gemütlichkeit und Aggressivität. Zugleich wird an Kunstfiguren wie Rummelsnuff und Asbach – ganz ähnlich wie an dem Erfolg des südafrikanischen Duos „Die Antwoord“ – deutlich, daß bei aller Betonung des Individuellen längst der Kollektivismus wieder auf dem Vormarsch ist. Hier entwinden die intelligenten Eliten einem gelenkten Pöbel das Vulgäre, das an die Stelle der Kultur geschoben wird. Zur anarchistischen Farce veredelt, wirkt das Bedrückende heiter.

Rummelsnuff Rummelsnuff & Asbach Out of Line (Rough Trade)  www.rummelsnuff.com