© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/17 / 29. September 2017

Meldungen

Modernisierungsverlierer als Fehldeutung für AfD

Bremen/Zürich. Kritiker der AfD charakterisieren deren klassische Wählerschicht mit abfälliger Attitüte gern als „Modernisierungsverlierer“, also als Opfer des wirtschaftlichen Strukturwandels. Der Politikwissenschaftler Philip Manow vom „Socium– Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik“ der Universität Bremen hat gemeinsam mit Hanna Schwander vom Institut für Politikwissenschaft der Universität Zürich die Wahlergebnisse der Parteien bei der Bundestagswahl 2013 und der Europawahl 2014 in den gut 400 Kreisen und kreisfreien Städten der Bundesrepublik Deutschland verglichen und ausgewertet und kommt zu einem anderen Ergebnis. Unter Berücksichtigung zahlreicher wirtschaftlicher oder sozialer Ungleichheitsmaße lieferten diese Faktoren kaum einen Erklärungsbeitrag zum AfD-Aufstieg. Demnach tendierten deren Wählermilieus bereits seit Jahrzehnten zu rechten oder konservativen Parteien, meist sogar in Regionen wie Baden-Württemberg oder Sachsen, die alles andere als ökonomisch abgehängt gelten. „Dieser Befund läßt es als eher unwahrscheinlich erscheinen, daß die AfD aus denjenigen Parlamenten, in die sie hineingewählt wurde, bald wieder verschwinden wird – trotz einer momentan erfreulichen wirtschaftlichen Lage“, unterstreicht Manow. (bä)

 www.ethz.ch





Griechen bauten bewußt an gefährdeten Plätzen

PLYMOUTH. Tektonische Bruchlinien, in deren Bereich sich immer wieder Erdbeben ereignen, sind wahrlich keine idealen Siedlungsgebiete. Trotzdem wurden im antiken Griechenland viele Tempelanlagen und Städte direkt über solchen seismischen Verwerfungen errichtet, so zum Beispiel Delphi, Mykene und Ephesos. Hierauf verweist der namhafte schottische Geologe Iain Steward von der Universität Plymouth (Mitteilung der University of Plymouth vom 21. September 2017). Und dabei handelte es sich laut Steward auch nicht um Zufall – dafür hätten die Griechen viel zu systematisch an exponierten Plätzen gebaut. Offensichtlich sei es ihnen darum gegangen, durch die drohende Gefahr aus der Unterwelt einen herausgehobenen kulturellen Status zu erlangen, der das Risiko rechtfertigte, auf einem tektonischen Pulverfaß zu sitzen. Vielleicht, weil man derartige natürliche Gegebenheiten als Beleg für die unmittelbare Nähe mächtiger Gottheiten wertete. (ts)

 www.plymouth.ac.uk





Erste Sätze

Ohne uns geht nichts.

Günter Ogger: König Kunde – angeschmiert und abserviert. München 1996





Historisches Kalenderblatt

4. Oktober 1947: In Berlin findet der erste Schriftstellerkongreß mit 280 Teilnehmern statt, darunter Ricarda Huch, Anna Seghers, Ernst Niekisch und Ernst Rowohlt. Dabei deutet sich die politisch-weltanschauliche Spaltung der gesamtdeutschen Literatur bereits an.