© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/17 / 29. September 2017

Für König und Vaterland: Kadettenanstalten als preußische Bildungseinrichtungen
Mit Wissen Karrieren eröffnet
(ob)

Wenige Institutionen des wilhelminischen Deutschlands haben die öffentliche Meinung so polarisiert wie Preußens Kadettenanstalten. Für Linke und Liberale war ihr erzieherisches Konzept gleichbedeutend mit „Militarismus und Untertanengeist“, für die staatstragenden Schichten der Monarchie schufen sie hingegen die geistigen Grundlagen des preußischen Dienstethos und eines Lebens in Pflichterfüllung für das Gemeinwesen. Wie der Alltag in den Anstalten, unter denen Berlin-Lichterfelde, Plön und das niederschlesische Wahlstatt (JF 31-32/17) zu den bekanntesten zählten, ablief, zeigt der Regionalhistoriker Gottfried Loeck am Beispiel der 1769 gegründeten, schon 1811 wieder aufgelösten und nach Berlin verlegten Anstalt im hinterpommerschen Stolp (Pommern, 2/2017). „Kuschelpädagogik“ war den einem streng soldatischen Tagesablauf unterworfenen Zöglingen dort fremd. Aber der Unterricht auf gymnasialem Niveau vermittelte zukünftigen Offizieren eine breite Allgemeinbildung. Die Stolper Kadettenanstalt habe daher wesentlichen Anteil daran gehabt, den Nachwuchs der verarmten, kinderreichen, zum geringen Teil auch kaschubischen Adelsfamilien aus Hinterpommern, Westpreußen und dem Posener Land in den Kulturstaat Preußen zu integrieren und ihnen militärische oder staatliche Karrieren zu eröffnen. 


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