© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/17 / 29. September 2017

Aufgeschnappt
Helden des Alltags
Matthias Bäkermann

Nicht etwa in einem schäbigen Vorstadtviertel oder einem tristen Gewerbegebiet, nein, in der „guten Stube“ Hamburgs, dort, wo das Leben pocht, an der Binnenalster am Jungfernstieg, ist am vergangenen Dienstag ein Platz nach einem einfachen Straßenkehrer benannt worden. „Er war einer, der sich in besonderer Art und Weise um die Sauberkeit der Innenstadt verdient gemacht hat“, lobt Reinhard Fiedler von der Hamburger Stadtreinigung seinen „Ausnahmemitarbeiter“ im Beisein der Angehörigen und früheren Kollegen von Yüksel Mus. Mit nur 50 Jahren starb dieser 2015 nach 18 Jahren Tätigkeit – immer fleißig, zuverlässig und hilfsbereit. Deshalb schlug ein Kollege Mus auch für die Ehrung „in seinem Lieblingsrevier“ vor. Brigitte Engler, Sprecherin des City Managements, schwärmt gegenüber dem NDR, daß „ganz zu Recht jemand ausgezeichnet wird, der für Hamburg ganz, ganz Tolles geleistet hat“. 

Millionen Arbeiter in Deutschland, denen treue Pflichterfüllung nicht fremd ist, vom Müllmann Dennis Müller bis zur Krankenschwester Uschi Schulze, können sich freilich auch in ihm geehrt fühlen – aber mögen wohl auch die stille Hoffnung hegen, daß Yüksel Mus nicht etwa nur als multikulturelle Ikone, als ein Adolf Hennecke der Gegenwart, mißbraucht wurde.