© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/17 / 22. September 2017

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Oktoberrevolution: Deutsche litten stark

BERLIN. Die kommunistische Oktoberrevolution 1917 in Rußland war der Ausgangspunkt der Diskriminierung nationaler Minderheiten in dem Land. Am meisten hatte die deutsche Minderheit unter der sowjetischen Herrschaft zu leiden. Darin waren sich Referenten einer Fachtagung in Berlin einig. Sie stand unter dem Titel „100 Jahre Oktoberrevolution – Die Folgen für die Deutschen aus Rußland“. Organisiert hatte sie die Deutsche Gesellschaft (Berlin) in Zusammenarbeit mit der Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland (Stuttgart) und ihrer Jugendorganisation. Wie der Historiker Viktor Krieger (Heidelberg) ausführte, waren die Deutschen im Zarenreich noch willkommen. Das habe sich mit der Oktoberrevolution schlagartig geändert. Denn die Mehrheit der Rußlanddeutschen stand den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zielen der Bolschewiken, die 1917 in Rußland die Macht ergriffen, skeptisch gegenüber. Vor allem die Enteignung des Grundbesitzes und die geplante Kollektivierung der Bauernwirtschaften lehnte man ab. Ferner wirkte die antireligiöse Politik sowie die Verfolgung von Christen und Priestern abstoßend auf sie. Die Folge: Sie wurden enteignet und entrechtet. Krieger bezeichnete das als „verheerend“: „Nach einer eher konservativen Schätzung sind in dem Zeitraum zwischen 1918 und 1948 nicht weniger als 480.000 deutsche Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer ums Leben gekommen: erschossen, erfroren, verhungert, an Entkräftung und Krankheiten aller Art gestorben.“ Krieger beklagte, daß es keine staatlich geförderte Forschung über das Leid der Rußlanddeutschen gebe. Nach Ansicht des Ratsvorsitzenden der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Markus Meckel, wird das Thema der Minderheiten von der Politik nicht angemessen behandelt: „Möglicherweise muß im nächsten Bundestag ein im Kulturausschuß angesiedelter Unterausschuß für den Umgang mit nationalen Minderheiten gegründet werden.“ Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Rußland, Waldemar Eisenbraun, plädierte dafür, daß die Rußlanddeutschen die Opferrolle der Vergangenheit ablegen und stattdessen ihre Rolle als „gesellschaftliche Leistungsträger“ in der Gegenwart betonen sollten. Allerdings sei das eine Generationenaufgabe, bei der das Leid der Vorfahren nicht verdrängt werden dürfe. (idea/JF)





Kulturministerin fördert Orchesterlandschaft

BERLIN. Mit 11,1 Millionen Euro fördert Kulturstaatsministerin Monika Grütters in den kommenden drei Jahren ausgewählte Orchester, darunter die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz, die Bochumer Symphoniker und die Jenaer Philharmonie. Vielen Orchestern fehlten wegen der angespannten Kommunalhaushalte Spielraum und Ressourcen, erklärte die CDU-Politikerin am Montag dieser Woche. Mit der Förderung sollen sie ihre „künstlerische Qualität und Ausstrahlung“ weiter entwickeln. (tha)