© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/17 / 22. September 2017

Mal wieder eben kurz die Welt retten
Elton John wird entführt: Im Kino startet diese Woche die Agentenparodie „Kingsman: The Golden Circle“ von Matthew Vaughn
Claus-M. Wolfschlag

Vor zweieinhalb Jahren bestach der britische Regisseur Matthew Vaughn durch die Agentenparodie „Kingsman: The Secret Service“. Der Film handelt von dem jungen Eggsy Unwin, der von dem dubiosen Geheimzirkel „Kingsman“, welcher sich hinter einem exklusiven Londoner Bekleidungsgeschäft verbirgt, zum Agenten ausgebildet wird (JF 12/15).

In der Fortsetzungsgeschichte „Kingsman: The Golden Circle“ zeigen sich die Probleme vieler Nachfolgefilme. Da die originelle Grundidee dem Publikum bekannt ist, der Weg zu mehr inhaltlicher Tiefe aber meist nicht beschritten wird, suchen die Filmemacher den zusätzlichen Kick in bombastischeren Spezialeffekten.

Diese aufgeblasenen Effekte zeigen sich schon in der computeranimierten Anfangssequenz mit einer rasanten, aber letztlich langweiligen Auto-Verfolgungsjagd. Unnötig viele Rückblenden zum Vorgängerstreifen nehmen dem Film viel von seiner Leichtigkeit. Angesichts der Oberflächlichkeit der Figuren wirkt manche Sentimentalität aufgesetzt. Ausgerechnet der von Taron Egerton dargestellte Eggsy Unwin gehört zu den am schwächsten gespielten Figuren. Das wird allerdings aufgewogen durch seinen gewohnt eleganten Mentor Harry Hart (Colin Firth), der als eine Art zweiter Roger Moore Hilfe leistet. Auch der Rest der Schauspielerriege  kann sich sehen lassen. Neben Julianne Moore als machthungrige Drogenhändlerin, Halle Berry und Jeff Bridges ist auch Elton John als entführter Rockpianist zu sehen.

Die Geschichte spielt zudem wieder sehr originell mit den westlichen Zivilisationskrankheiten. So thematisierte der erste Film von 2014 den Smartphone-Wahn, indem ein Mobilfunk-Guru durch eine App die Kontrolle über die Hirne der Konsumenten zu erlangen versuchte. Nun mischt eine skrupellose Drogenbaronin dem „Stoff“ von Millionen Drogenkonsumenten ein langsam tötendes Gift bei. Für die Herausgabe des Gegenmittels fordert sie ein Gesetz zur allgemeinen Drogenlegalisierung. Ein gesellschaftliches Problem wird auf diese Weise humorvoll und doch von verschiedenen Aspekten thematisiert. Die Angehörigen von Kingsman müssen das Gegenmittel besorgen, sind dabei aber auf die Zusammenarbeit mit ihrer amerikanischen Schwesterorganisation „Statesman“ angewiesen, die einen florierenden Handel mit der legalen Droge Whiskey betreibt. Gegen Ende nimmt der Streifen somit Fahrt auf und gut unterhalten.