© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/17 / 15. September 2017

Frisch gepresst

Deutsche Daten. Der fünfte, abschließende Band des von Erik Lehnert herausgegebenen „Staatspolitischen Handbuchs“ präsentiert einhundert historische Ereignisse der deutschen Geschichte, die „Menschen, die schon länger hier leben“ (Angela Merkel) „wie Glieder einer Kette zu einer Schicksalsgemeinschaft verbindet“. Und deren Chronologie, wie es im Vorwort heißt, dazu dienen soll, dem Geschichtsbewußtsein aufzuhelfen, deutsche Identität zu stärken, den Selbstbehauptungswillen gegen den „Schuldstolz“ zu immunisieren. Denn ohne die gemeinschaftsstiftende historische Orientierung, allein mit „unseren Werten“, dem Kitt der „bunten“ Bundesrepublik, ist kein Gemeinwesen zu organisieren. Die von Lehnert und seinen zwanzig Beiträgern aufgezogene „Kette“ führt von 98 n. Chr., als mit Tacitus’ „Germania“ die früheste Kunde über unsere Vorfahren erschien, bis zum 1. Januar 2002 – als der Euro die D-Mark ablöste. Anders als die Kompendien „Ploetz“ und der „dtv-Atlas zur Weltgeschichte“ begnügen sich Lehnerts „Deutsche Daten“ nicht damit, nur buchhalterisch Zahlen und Ereignisse aufzulisten. Vielmehr ist jedes erinnerungswürdige Datum knapp, aber präzise erläutert, so daß, bei aller Subjektivität der Auswahl, hier ein nützlicher Leitfaden elementare Geschichts- und Kulturgeschichtskenntnisse vermittelt. (ob)

Erik Lehnert (Hrsg.): Deutsche Daten. Staatspolitisches Handbuch, Band 5. Verlag Antaios, Schnellroda 2017, gebunden, 218 Seiten, 15 Euro





DDR-Grenze. Der langjährige „Deutschlandfunk“-Redakteur Peter Joachim Lapp kann als einer der versiertesten Publizisten gelten, wenn es um die Aufarbeitung der DDR-Geschichte und hier speziell das Grenzregime geht, wo Lapp fast kaum eine Facette unbeackert läßt. In seinem aktuellen Werk widmet er sich der „nassen Grenze“, also der Abriegelung der Ostsee gegen Republikflüchtlinge, die seit 1961 von der „Grenzbrigade Küste“ (GBK) organisiert wurde. Anders als am innerdeutschen Todesstreifen, wo die Grenztruppen einen eigenen Teil der „bewaffneten Organe der DDR“ bildeten, war die GBK der Volksmarine unterstellt, was zu allerlei Kompetenzstreitigkeiten und strukturellen Problemen führte, die Lapp ebenso wie viele Fälle von vereitelten Fluchtversuchen über die See akribisch und quellengesättigt nachzeichnet. (bä)

Peter Joachim Lapp: Grenzbrigade Küste. DDR-Grenzsicherung zur See. Helios Verlag, Aachen 2017, gebunden, 210 Seiten, 22,80 Euro