© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/17 / 15. September 2017

Was die Wähler wollen
Umfrage: Bei der Frage nach Kanzlerin Angela Merkel sind die Deutschen gespalten
Christian Vollradt

Daß die AfD kommende Woche um ihren Einzug in den Bundestag zittern muß, ist sehr unwahrscheinlich. Im Gegenteil. Der aktuelle Insa-Wahltrend sieht die Partei mittlerweile sogar als dritte Kraft im Plenum – mit 11 Prozent knapp vor der Linkspartei (10,5). Der 24. September dürfte also spannend werden.

Die JUNGE FREIHEIT hat die Erfurter Meinungsforscher beauftragt, kurz vor der Wahl noch ein umfassenderes politisches Stimmungsbild (siehe Grafiken) einzuholen: Was wäre die Wunschkoalition, welche Themen sind besonders wahlentscheidend, wie zufrieden sind die Deutschen mit der bisherigen Bundesregierung? 

Mit 20 Prozent erhielte eine Regierungskoalition von CDU/CSU und FDP die größte Zustimmung. An zweiter Stelle folgt die Große Koalition (14 Prozent) und an dritter Stelle Rot-Rot-Grün (13 Prozent). Den geringsten Zuspruch würde eine Jamaika-Koalition erhalten (3 Prozent). Fast jeder zweite Unionswähler (49 Prozent) würde sich eine schwarz-gelbe Koalition wünschen. Sechs von zehn befragten FDP-Wählern (60 Prozent) würden ebenfalls eine schwarz-gelbe Koalition unterstützen. Sogar AfD-Wähler würden am häufigsten eine schwarz-gelbe Koalition unterstützen (9 Prozent). Auch eine große Koalition würde von jedem dritten CDU/CSU-Wähler (30 Prozent) gewünscht werden. Jeder dritte SPD-Wähler (32 Prozent) würde sich für Rot-Grün aussprechen. Eine rot-rot-grüne-Koalition würde für jeden vierten SPD-Wähler (24 Prozent) in Betracht kommen; dieses Bündnis würde auch von zwei Dritteln der Linkspartei-Wähler (63 Prozent) und knapp einem Drittel der Grünen-Wähler (30 Prozent) unterstützt werden. Jeder vierte Grünen-Wähler (24 Prozent) würde eine rot-grüne Koalition unterstützen.

Eine Zusammenarbeit mit der AfD haben alle anderen Parteien, die wahrscheinlich in den nächsten Bundestag einziehen werden, ausgeschlossen; auch die AfD möchte in jedem Fall zunächst Opposition bleiben. Dennoch wollte die junge freiheit wissen, wie die Wähler zu einer – theoretischen – Koalitionsmöglichkeit mit der neuen Fraktion stehen. Etwas mehr als jeder sechste Befragte (15 Prozent) würde eine Bundesregierung unter Einbeziehung der AfD befürworten. Männer (18 Prozent) würden dies etwas häufiger befürworten als Frauen (13 Prozent). 71 Prozent der Befragten lehnen eine Bundesregierung mit Beteiligung der AfD ab. Unter den AfD-Wählern wären indes 59,3 Prozent für und 30,3 Prozent gegen eine Mitarbeit in einer Koalition. 

Daß die AfD im Bundestag wie jede andere Fraktion behandelt und nicht ausgegrenzt werden sollte, hält ein Drittel der Befragten (33 Prozent) für richtig. Männer (41 Prozent) sind deutlich häufiger dieser Meinung als Frauen (26 Prozent). Jeder zweite Befragte (51 Prozent) lehnt diese Ansicht ab, darunter mehr Frauen (55 Prozent) als Männer (45 Prozent). Anders das Stimmungsbild unter den Wählern der AfD: Sie wünschen sich zu 78,5 Prozent eine normale Behandlung der Partei, nur 10,8 Prozent sehen das anders.  

Das wahlentscheidendste Thema für die Befragten ist Asyl und Zuwanderung  (50 Prozent). Auch Arbeit und Soziales spielt für fast ebenso viele Befragte (45 Prozent) eine wichtige Rolle. Mehr als jeder dritte Befragte (37 Prozent) nennt Terrorgefahr als besonders wahlentscheidend. Auch Bildung ist für knapp ein Drittel (31 Prozent) der Befragten ein wichtiges Thema. Das am wenigsten wahlentscheidende Thema für die Befragten sind aktuell die internationalen Beziehungen (zehn Prozent).

Blickt man nur auf die fünf relevantesten Themen, fällt vor allem auf, daß die Mehrheit der AfD-Wähler Asyl und Zuwanderung (91 Prozent), Kriminalität (52 Prozent) und Terrorgefahr (49 Prozent) als am deutlichsten wahlentscheidend betrachten. 

AfD-Wähler geben Großer Koalition die Note sechs

Die meisten Befragten finden die bisherige Politik der Großen Koalition befriedigend (27 Prozent). Jeder fünfte (19 Prozent) würde ihr die Note „gut“ geben. Insgesamt etwa ein Viertel der Befragten (26 Prozent) würde der Großen Koalition die Note 5 (14 Prozent) oder 6 (12 Prozent) geben. Während die Wähler der Union der Großen Koalition am häufigsten die Note „gut“ (44 Prozent) und „befriedigend“ (36 Prozent) geben, äußern sich Anhänger der SPD eher kritisch. 38 Prozent würden der Großen Koalition die Bewertung „befriedigend“ geben und 20 Prozent die Bewertung „ausreichend“. Unter den AfD-Wählern bewerten 52 Prozent die Arbeit der aktuellen Koalition als „ungenügend“ (Note 6). 

Bei der Frage der Kanzlerschaft von Angela Merkel zeigen sich die Wahlberechtigten gespalten: 39 Prozent sind dafür, daß Angela Merkel Bundeskanzlerin bleibt, 42 Prozent dagegen. Frauen (40 Prozent) sind etwas häufiger für Angela Merkel als Bundeskanzlerin, während Männer (45 Prozent) etwas häufiger dagegen sind. Über 70 Prozent der AfD-Wähler lehnen eine weitere Amtszeit Merkels ab. Damit ist bei ihnen die Ablehnung der CDU-Chefin am größten. 

(Grafiken siehe PDF)