© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/17 / 08. September 2017

Kirchenbann gegen die AfD
Schwarzweiß-Bilder gegen Rechtspopulisten
Felix Dirsch

Der zentrale Grund für die Entstehung einer neuen Partei rechts von CDU und CSU liegt in der Aufgabe des konservativen Markenkerns der Union. Von der sogenannten Energiewende über die „Eurorettungspolitik“ bis hin zu den Rechtsbrüchen im Rahmen der „Flüchtlingskrise“ reichen die Beispiele. Mit der auch von CDU- und CSU-Abgeordneten unterstützten Umdefinition der herkömmlichen Ehe, welche im Laufe der Zeit auch für Inzestuöse, Päderasten, Polygame und Sodomisten geöffnet werden wird, ist für manche das Ende der Fahnenstange erreicht. 

Die Ausschau nach Alternativen gestaltet sich schwierig, verfügt doch das Establishment nach wie vor über die Diskurshoheit. Der Sammelband, den Stefan Orth und Volker Resing herausgegeben haben, belegt das einmal mehr. Die Einseitigkeit wird schon daran deutlich, daß nicht einmal pro forma ein Angehöriger etwa des Bundesausschusses „Christen in der AfD“ unter den Autoren zu finden ist. Beiträge liefern linkskatholische Publizisten wie Andreas Püttmann, Paul Zulehner und Karlheinz Rustorfer, weiter Repräsentanten der Amtskirche und Laienvertreter (Kardinal Woelki, Thomas Sternberg). Differenziert ist die Stellungnahme zweier Politologen (Joachim Klose und Werner J. Patzelt), die die Haltung von „Pediga“-Teilnehmern analysieren. 

Die geringe Qualität des AfD- und Pediga-Bashings zeigt nicht zuletzt der in Freund-Feind-Manier verfaßte Aufsatz Püttmanns. An mehreren Stellen rekurriert er auf die Situation der Weimarer Republik. Die Stimmengewinne der AfD bei einigen Landtagswahlen parallelisiert er mit dem Siegeszug der NSDAP um 1930. Eine Nummer kleiner ist eben nicht drin, wenn man im Propagandamodus fährt. Mitautor Zulehner diagnostiziert als Grund für das Erstarken des Rechtspopulismus die aufgrund zunehmender Alltagskomplexität verursachte Angst. Das sind freilich nur wenige Beispiele für die tendenziös-grobschlächtige Argumentation der Autoren.

Zwar ist die AfD in der Tat keine dezidiert „christliche Partei“, verfügt aber in ihren Reihen über mindestens so viele aktive Christen wie die Konkurrenz. Davon merkt man in der vorliegenden Schrift selbstredend nichts. Das Thema ist auf Wiedervorlage gesetzt, wie es in der Juristensprache heißt.

Stefan Orth, Volker Resing (Hrsg.): AfD, Pegida und Co.: Angriff auf die Religion? Verlag Herder, Freiburg 2017, broschiert, 208 Seiten, 16,99 Euro