© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/17 / 08. September 2017

Leerstelle der Woche
Einen Bogen um Dresden machen
Paul Leonhard

Um die konservativ geprägte Landeshauptstadt Dresden und das eher sozialdemokratisch tickende Leipzig macht Merkel einen großen Bogen. In Dresden, wo sie vor vier Jahren durch ihre flapsige Reaktion auf eine nur zwei Meter von ihr entfernt abstürzende Kameradrohne Sympathiepunkte sammeln konnte, gibt es aktuell durch einen öffentlichen Auftritt nichts zu gewinnen. Wer hier CDU wählen will, wird das auch so tun. Ein öffentlicher Termin hätte nur ihre Gegner mobilisiert. „Nirgendwo gibt es ein so sicher protestierendes, auch so lautstark auftretendes Netzwerk an über Merkel & Co. Empörten wie in Dresden“, weiß der Dresdner Politikwissenschaftler Werner Patzelt: Es sei deshalb durchaus verständlich, wenn Spitzenpolitiker sich solchen Auftrittsstreß samt üblen Bildern nicht antun wollen. Sachsens CDU-Generalsekretär, der Görlitzer Bundestagsabgeordnete Michael Kretschmer, bestreitet diesen Hintergrund. Organisatorisch seien nur die Auftritte in Annaberg-Buchholz und Torgau möglich gewesen. SPD-Generalsekretärin Daniela Kolbe behauptet sogar, ihre Partei wolle auch in Dresden „Kontroversen nicht aus dem Weg gehen“.