© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/17 / 08. September 2017

Irak und Syrien nach der Niederlage des IS
Die Probleme fangen erst an
Gabriel Burho

Auch wenn das IS-Kalifat im Irak und in Syrien militärisch geschlagen ist, ist es noch lange nicht besiegt und aller Wahrscheinlichkeit nach werden auch Terroranschläge kaum weniger werden. Der Kampf gegen den gemeinsamen Feind hat, vor allem im Irak, jahrhundertealte ethnische, religiöse, tribale und wirtschaftliche Konflikte überdeckt, die nun gewaltsam wieder an die Oberfläche drängen. 

Das Referendum zur Unabhängigkeit des kurdischen Nordens am 25. September droht den Irak zu spalten, die irakische Armee ist in den Kämpfen gegen den IS nahezu aufgerieben und scheint kaum in der Lage, die unzähligen Milizen des Landes, geschweige denn die kurdischen Peschmerga im Falle einer Unabhängigkeit im Schach zu halten. Die irakischen Sunniten sind zwar größtenteils froh über die Befreiung vom IS, doch die Besatzung durch schiitische Milizen könnte sich als noch unbeliebter herausstellen, vor allem wenn bei der Wahl 2018 der frühere Präsident Maliki wieder an die Macht kommen sollte. 

In Syrien schwinden die säkularen Milizen tagtäglich. Am Ende muß sich die internationale Gemeinschaft wohl oder übel zwischen Assad oder islamistischen Gruppen entscheiden. Ohnehin fehlt auch dem syrischen Regime die militärische Schlagkraft, das ganze Land wieder unter Kontrolle zu bringen. Damit wird es auf absehbare Zeit weite Gebiete unter der Kontrolle radikaler Gruppen aller Couleur geben.