© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/17 / 01. September 2017

„Schandfleck der Regierung“
Aydan Özoguz: AfD-Politiker bekräftigen ihre Kritik
Felix Krautkrämer

Im Wahlkampf kann in der Hitze des Gefechts ein einzelnes Wort schon einmal für viel Zündstoff sorgen. AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland hatte bei einer Wahlkampfveranstaltung in Thüringen eine Äußerung der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), kritisiert, wonach es außer der deutschen Sprache keine spezifisch deutsche Kultur gebe. „Das sagt eine Deutsch-Türkin. Ladet sie mal ins Eichsfeld ein und sagt ihr dann, was spezifisch deutsche Kultur ist. Danach kommt sie hier nie wieder her, und wir werden sie dann auch – Gott sei Dank – in Anatolien entsorgen können“, sagte er am Sonnabend Medienberichten zufolge im thüringischen Eichsfeld. 

Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT bekräftige er am Montag seine Kritik. Zwar habe er das Wort „entsorgen“ möglicherweise nicht verwenden sollen. „Inhaltlich stehe ich aber zu meiner Aussage. Frau Özoguz hat weder etwas in der Bundesregierung verloren noch in Deutschland. Sie ist weder mit unserer Kultur vertraut, noch mit den Menschen in diesem Land.“ Seine Kritik habe auch nichts mit der türkischen Herkunft der Integrationsbeauftragten zu tun, sondern ausschließlich mit ihren Ansichten.

Das sorgte nicht nur bei Politikern von SPD, Grünen und Linkspartei für empörte Reaktionen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warf der AfD Rassismus vor. „Diese Äußerung ist rassistisch. Sie ist absolut zu verurteilen“, betonte Merkel am Dienstag vormittag in ihrer traditionellen Sommerpressekonferenz. Alle Mitglieder der Bundesregierung fühlten sich davon betroffen. „Es geht überhaupt nicht, wie das gemacht wurde.“

Die Antwort folgte prompt. Am Nachmittag verschärfte die AfD ihre Kritik. „Wenn Frau Merkel uns Rassismus vorwirft, ist das erstaunlich. Alexander Gauland hat Frau Özoguz inhaltlich kritisiert, nicht wegen ihrer Herkunft. Sie ist gebürtige Hamburgerin. Wenn sie sich mit unserer Kultur und unserem Grundgesetz nicht identifizieren kann, Pädophilie durch Kinderehen als religiöses Recht nicht verbieten will, Sozialbetrug rechtfertigt, dann ist unsere Empfehlung an sie, sich in einer anderen Kultur als der deutschen besser zurechtzufinden“, sagte die AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel der JF. 

„Ihre Einstellung zur Integration, ihr Lobbyismus für Islamverbände und Moscheevereine sowie ihr Verhältnis zum deutschen Grundgesetz zeigen ihr wahres Gesicht“, kritisierte Weidel. „Ob ihre Lieblingskultur zwecks Ausreise nun in Anatolien, Saudi-Arabien oder doch in Afghanistan liegt, überlasse ich ihr.“