© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/17 / 25. August 2017

Rußlands wachsender Einfluß in Ungarn: Werte und Normen der EU eindämmen
Ein Werkzeug Putins
(ob)

Obwohl laut Eurobarometer-Umfrage zwei Drittel der Bevölkerung sich als EU-Bürger fühlen, profiliere sich Ungarns Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orbán mit „deutlich antieuropäischer Rhetorik“. Kurzerhand Orbáns Kritik am Totalversagen der EU-Kommission in der „Flüchtlingskrise“ als „antieuropäisch“ denunzierend, beeilt sich der Budapester Politologe András Rácz (Péter-Pázmány-Universität), das notorisch düstere Ungarn-Bild westlicher Leitmedien zu bestätigen. Doch während es diese meist dabei bewenden lassen, Orbáns „autokratische“ Politik in „Faschismus“-Nähe zu rücken, versucht Rácz das tatsächlich durch die Unfähigkeit der EU, Europas Grenzen zu schützen, motivierte ungarische Abrücken von Brüssel auf Einflüsse des „Putin-Regimes“ zurückzuführen (Internationale Politik, 7-8/2017). In der Moskauer Strategie, die Nato-Osterweiertung ebenso wie den Export der „Werte und Normen der EU in den postsowjetischen Raum“ einzudämmen, um die Entstehung „erfolgreicher demokratischer Staaten in der Ukraine und Weißrußland“ zu verhindern, komme Ungarn eine Schlüsselrolle zu. Entsprechend habe Rußland Einfluß auf wichtige Sektoren der ungarischen Wirtschaft gewonnen, im Bankenwesen, der Energieproduktion sowie in Ansätzen sogar in der Verteidigungsindustrie, so daß Ungarn heute „ein Werkzeug“ Putins sei. 


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