© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/17 / 25. August 2017

Was meinen die Deutschen?
Repräsentative Umfrage: Die Meinungsforscher von Insa haben im Auftrag der jungen freiheit zum Thema Asyl und Zuwanderung gefragt
Christian Vollradt

Es ist Wahlkampf. Zeit für bunte Ballons, Bonbons und Brillenputztücher. Kandidaten lächeln vom Laternenpfahl herab. War es das? Vor allem die Regierungsparteien versuchen, kontroverse Themen aus der Materialschlacht herauszuhalten. Hat sich das Thema Zuwanderung, das doch 2015 und 2016 die Gemüter so erhitzte, erschöpft? Wir wollten es genau wissen: 


Für die knappe Mehrheit der Befragten (51 Prozent) spielt die deutsche Asylpolitik eine wichtige Rolle bei der Wahlentscheidung am 24. September. Bei etwa einem Viertel (25 Prozent) ist dies nicht der Fall. Für annähernd alle befragten AfD-Wähler (91 Prozent) spielt die Asylpolitik eine wichtige Rolle. Bei den Wählern der anderen Parteien, außer der CDU/CSU, stimmt jeweils die Mehrheit der Aussage zu (zwischen 52 Prozent und 58 Prozent).


Etwa drei von zehn Befragten (30 Prozent) stimmen der Aussage zu, daß die Entscheidung Angela Merkels, im Herbst 2015 die Grenzen für Flüchtlinge zu öffnen, richtig war. Annähernd die Hälfte der Befragten (49 Prozent) stimmen dem hingegen nicht zu. Auch hier lehnen vor allem die Wähler der AfD die Aussage ab (92 Prozent). Mehrheitlich ablehnend stehen auch die Wähler der SPD (59 Prozent) sowie der FDP (70 Prozent) der Aussage gegenüber. Die größe Zustimmung kommt hier von den Grünen-Wählern: Etwa zwei Drittel (66 Prozent) meinen, die Entscheidung war richtig. Es gibt unter den Wählern der Linken mehr Befragte, welche die Aussage, daß Angela Merkels Entscheidung richtig war, ablehnen (48 Prozent) als ihr zustimmen (38 Prozent). Umgekehrt verhält es sich bei den Wählern der Union (47 Prozent Zustimmung, 37 Prozent Ablehnung). Befragte im Westen halten die Entscheidung von Angela Merkel, 2015 die Grenzen zu öffnen, häufiger für richtig (31 Prozent) als Befragte aus dem Osten (25 Prozent). Mehr als die Hälfte der ostdeutschen Befragten (53 Prozent) sind gegenteiliger Meinung.


Daß Grenzkontrollen etwas bringen, hat sich beim G20-Gipfel gezeigt. Eine Mehrheit der Befragten (54 Prozent) sieht das genauso und ist für eine dauerhafte Einführung. Mehr als ein Viertel (29 Prozent) ist dagegen. 89 Prozent der AfD-Wähler sind für eine dauerhafte Einführung von Grenzkontrollen. Auch Mehrheiten der Wähler der Union (53 Prozent), der SPD (54 Prozent) sowie der FDP (56 Prozent) sind dafür. Anders wiederum bei den Grünen: Mehr als die Hälfte ihrer Wähler (52 Prozent) ist gegen eine dauerhafte Einführung von Grenzkontrollen in Deutschland. Wähler der Linken sind annähernd gleich häufig dafür (46 Prozent) und dagegen (43 Prozent). Befragte aus Ostdeutschland sind häufiger für eine Einführung dauerhafter Grenzkontrollen (60 Prozent) als westdeutsche Befragte (53 Prozent). 31 Prozent der Befragten aus dem Westen und 20 Prozent der Befragten aus dem Osten sind dagegen.


Mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) sind dafür, daß Kriegsflüchtlinge wieder in ihr Heimatland zurückkehren sollen, sobald dort Frieden herrscht. Zwölf Prozent der Befragten stimmen dem nicht zu. Die größte Zustimmung kommt von den Wählern der AfD (92 Prozent), gefolgt von FDP-Wählern (80 Prozent). CDU/CSU-Wähler sowie SPD-Wähler sind annähernd gleich häufig dafür, daß Kriegsflüchtlinge wieder in ihr Heimatland zurückkehren (72 Prozent und 73 Prozent). Fast zwei Drittel der befragten Linken-Wähler sind ebenso dafür (65 Prozent), etwa ein Fünftel (20 Prozent) ist dagegen. Auch Wähler der Grünen stimmen der Aussage häufiger zu (47 Prozent) als nicht zu (28 Prozent).


Eine große Mehrheit der Befragten (83 Prozent) ist dafür, daß Flüchtlinge, die straffällig geworden sind, abgeschoben werden sollten. Nur fünf Prozent der Befragten lehnen die Aussage ab. Am wenigsten häufig stimmen die Wähler der Grünen der Aussage zu – wobei es auch hier mit annähernd drei Viertel (74 Prozent) die Mehrheit der Befragten sind. 


72 Prozent der Befragten stimmen zu, daß Flüchtlinge, die aus einem sicheren Drittstaat nach Deutschland einreisen, wieder in dieses Land zurückgeschickt werden sollten. Elf Prozent lehnen diese Aussage ab. Die Zustimmung zu der Aussage ist bei den Anhängern aller Parteien hoch, lediglich bei den Wählern der Grünen ist nur etwa die Hälfte (50 Prozent) für eine Rückreise von Flüchtlingen in sichere Drittstaaten. 36 Prozent der Grünen-Wähler lehnen dies ab. Bei den Linke-Wählern sind es etwa zwei Drittel (66 Prozent), die der Aussage zustimmen und etwa ein Fünftel (21 Prozent), die ablehnen. Unions- wie SPD-Wähler stimmen zu jeweils mehr als drei Vierteln zu (78 Prozent und 77 Prozent). Die größte Zustimmung kommt wiederum von den Wählern der AfD (93 Prozent).


Die knappe Mehrheit der Befragten (54 Prozent) ist dafür, daß Migranten, die im Mittelmeer vor Libyen gerettet werden, dorthin zurück anstatt nach Europa gebracht werden sollten. Etwas mehr als ein Fünftel aller Befragten (21 Prozent) lehnt dies hingegen ab. Mehr als die Hälfte der Wähler der Grünen (54 Prozent) lehnt es ab, daß im Mittelmeer gerettete Migranten zurückgeschickt werden. Ablehnend sind auch 30 Prozent der Wähler der Linken, etwa ein Viertel der Wähler der SPD (27 Prozent) und etwa ein Fünftel der Unions-Wähler (20 Prozent) eingestellt. Bis auf die Wähler der Grünen (29 Prozent) sind die Wähler der anderen Parteien mehrheitlich für eine Rückführung: 88 Prozent der AfD-Wähler, 71 Prozent der FDP-Wähler, 60 Prozent der Wähler der Union, 56 Prozent der SPD-Wähler sowie der 52 Prozent der Wähler der Linken.


Mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) sind dafür, daß Hilfsorganisationen, die mit Schleusern zusammenarbeiten, die Gemeinnützigkeit aberkannt wird. Elf Prozent der Befragten sind nicht dieser Meinung. Die Wähler aller Parteien sind mehrheitlich für die Aberkennung der Gemeinnützigkeit bei Zusammenarbeit mit Schleusern, am häufigsten die Wähler der AfD (91 Prozent). Jeweils in etwa drei Viertel der CDU/CSU- (75 Prozent), der SPD- (72 Prozent), der Linke- (74 Prozent) sowie der FDP-Wähler (74 Prozent) teilen diese Meinung ebenso. Auch bei den Wählern der Grünen ist es die Mehrheit (52 Prozent), die der Aussage zustimmt und 23 Prozent, die sie ablehnen.

(Grafiken siehe PDF)