© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/17 / 18. August 2017

Aufgeschnappt
Propagandadelikte
Matthias Bäkermann

Blutrot prangt die Parole „Ausländer raus“ an dem heruntergelassenen Rolläden an einem Blumengeschäft in der Gerichtstraße im Berliner Stadtteil Wedding. Eine Frau ist gerade dabei, das daneben geschmierte Hakenkreuz mit Schwamm und Lauge zu entfernen. Dabei filmt sie ein Kamerateam. „Dit is Berlin“, das soll die Botschaft sein, die die „Kundschafter Filmproduktion GmbH“ in der vergangenen Woche einfangen wollte: „Nazis, überall Nazis!“ Diese Ansicht gehört nämlich auch zum festen Parteikanon für Die Linke, in deren Auftrag das Drehteam an dem sonnigen Augustnachmittag für einen Wahlkampfspot aktiv wird. Dumm ist nur, darauf weisen die Akteure auch gleich besorgte Passanten hin, daß die Schmiererei „nicht echt“ sei, nur eine „Realität“ für den Plot. „Das ist von uns, wir drehen hier einen Film“, beruhigt die Frau mit dem Schwamm.

Wie die „Vereinigung 17. Juni 1953 e.V.“ meldet, empörten sich Schaulustige darüber, daß mit der rechtsextremistischen Konstruktion „ihr Stadtteil oder gar Berlin in Verruf gebracht“ werde. Die Betreiberin im „Blumenhaus Wedding“ sieht das lockerer: „Die haben zwar um Erlaubnis gefragt, doch Politik interessiert mir nich.“ Sahra Wagenknecht, die sich Tage später vor ihrem Laden hat filmen lassen, die kennt sie aber aus dem Fernsehen.