© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/17 / 11. August 2017

Eier-Skandal
Von wegen Verbraucherschutz
Paul Leonhard

Aldi stellt den Verkauf von Eiern ein. Rewe und Penny nehmen Eier aus den Niederlanden aus dem Sortiment. Eiersalat wird zurückgerufen. Was ist der Dieselskandal gegen das fehlende Frühstücksei.

Zeitungen drucken Nummern wie 1-DE-0358001 ab. Findet man diese auf dem Ei im Kühlschrank vor, sollte man dieses umgehend vernichten. Wie man ein Gift-Ei im Fertigkuchen erkennt, ist noch unklar. Denn das Insektizid Fipronil, das die niederländische Firma Chickfriend einem zur Reinigung von Hühnerställen eingesetzten Antimilbenmittel beimischte, wird weder beim Kochen noch beim Backen oder Braten abgebaut.

Ist es angebracht, diesen Vorfall so hoch zu hängen, wie es derzeit viele Medien tun? Ein 65 Kilo schwerer Mensch müßte jeden Tag sieben verseuchte Eier essen, damit ihm akute Gesundheitsgefahren drohen, beruhigt das Bundesinstitut für Risikobewertung.

Der eigentliche Eier-Skandal ist, daß Behörden die Strafverfolgung über den Schutz der Menschen gestellt haben. Bereits Anfang Juni hatte das belgische Amt für Lebensmittelsicherheit Spuren von Fipronil in Eiern nachgewiesen. Um die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht zu behindern, publizierte man diese Erkenntnis sieben Wochen lang nicht. Auch die am 20. Juli informierte zuständige EU-Behörde warnte die Öffentlichkeit nicht. Das taten am 28. Juli erst die Niederländer über das EU-Schnellwarnsystem RASFF. Zwei weitere Tage dauerte es, bis  Niedersachsen – in Deutschland sind Warnungen vor schadhaften Lebensmitteln Ländersache – auf die kontaminierten Eier hinwies.

Behauptete der Bundeslandwirtschaftsminister vor exakt einer Woche, er könne zwar „noch keine Entwarnung“ geben, aber die Lage sei „unter Kontrolle“, ist inzwischen von mindestens zwölf Millionen verseuchten Eiern die Rede, die in den deutschen Handel gekommen sind. Nach neuesten Meldungen sind auch Frankreich und Großbritannien betroffen.