© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/17 / 28. Juli / 04. August 2017

Verteidiger des Nationalstaates in der Offensive
Die Macht zurückerobern
(dg)

Als aussichtsreiche Gegenspieler einer homogenen, kosmopolitischen Elite von „Entscheidungsträgern“ gelten in vielen Ländern seit einigen Jahren nur noch „populistische“ Parteien, die von Außenseitern gegründet wurden. Sie richten sich ausdrücklich gegen eine „großstädtische und weltoffene Elite“, von der sie – „nicht immer zu Unrecht“ – behaupten, ihr seien die Forderungen und Wünsche der Völker egal. Diese Umwälzung der Parteienlandschaften in Europa und Amerika führe, so warnt Politikwissenschaftler Roberto Stefan Foa (Universität Melbourne), zur Abwendung breiter Wählerschichten vom „demokratischen System“. Weil der von den Eliten forcierte Prozeß globaler Integration es in den letzten dreißig Jahren jedoch nicht geschafft habe, den „Nationalstaat auszuhöhlen“, und nationale, demokratische Gemeinwesen die wichtigste Quelle von Identität, Sicherheit und Loyalität geblieben seien, bestehe alle Aussicht, sie zu revitalisieren (Welt-Sichten, 4/2017). Die Verteidiger des „traditionellen Nationalstaats“, die Foa etwas voreilig zu Siegern kürt, seien dabei, „die Macht zurückzuerobern“ und nehmen nun wieder „Global Governance“ in eigene Hände. Wenn sich die Konstellation von 1914 aber nicht wiederholen solle, müsse ein neues Gleichgewicht zwischen nationaler Souveränität und transnationaler Kooperation gefunden werden. 


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