© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/17 / 28. Juli / 04. August 2017

Werden Schweden und Dänemark der EU-Bankenunion beitreten?
Finanzieller Sprengstoff
Thorsten Polleit

Während die Briten den EU-Ausstieg verhandeln, liebäugeln die Schweden mit einer de facto engeren Anbindung zur EU. Finanzministerin Magdalena Andersson erklärte, die Regierung überlege, der EU-Bankenunion beizutreten. 2012 hatten die Schweden es vehement abgelehnt, Teil dieses Haftungsverbundes zu werden. Die schwedischen Banken wären dann unter der EZB, in der das Nicht-Euro-Land nicht repräsentiert ist. Zudem müßten die schwedischen Steuerzahler für Verluste von Banken in anderen Ländern aufkommen.

Der Sinneswandel hat einen offiziellen Grund: Die in Schweden beheimatete Großbank Nordea baut sich um. Sie fusioniert ihre Tochtergesellschaften in Dänemark, Finnland und Norwegen. Die dortigen Ableger werden zu Filialen der Muttergesellschaft, und dies führe zu einer Ausweitung des schwedischen Bankensektors in Relation zur schwedischen Wirtschaftsleistung. Weil aber die Nordea-Filialen vor allem auch Geschäfte in der EU machen, erscheint der schwedischen Regierung nun eine „Risikoteilung“ angeraten.

Die Schweden fürchten zudem, Nordea könnte nach Dänemark oder Finnland abwandern. Damit würden viele Arbeitsplätze und Steuereinnahmen verlorengehen. Die Finnen sind Euro-Mitglied, so daß eine dort ansässige Bank automatisch der Bankenunion angehört. Auch Dänemark prüft, ob es nicht der Bankenunion beitreten sollte. Vorteil einer solchen Verlagerung wäre für Nordea, den strengeren schwedischen Aufsichtsregeln und einer Gebühr, die die schwedische Regierung für einen Bankenrisikofonds zu erheben gedenkt, entkommen zu können.

Die EU-Bankenunion entfaltet eine Sogwirkung, und die schiere Größe einzelner Banken scheint erneut zum Fluch zu werden: Die Schweden, die eigentlich nicht in den Euro wollen, werden wohl von einer Bank in die Haftungsgemeinschaft quasi hineingezwungen. Angesichts der Risiken, die schon jetzt in den Euro-Bankbilanzen stecken, und für die der Steuerzahler und Sparer letztlich aufkommen muß, wäre es vielleicht besser, wenn die Schweden ihre Großbank abwandern ließen?

Und welche Risiken schlummern in den schwedischen Bankbilanzen? Seit vielen Jahren steigt die Verschuldung der Privaten an, Ende 2016 waren es mehr als 260 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Hauptgrund sind kreditfinanzierte Häuserkäufe – ein Platzen dieser Blase wäre ein heftiger Schlag für die schwedischen Banken. 

Es wäre nicht verwunderlich, wenn sich die Bankenunion als ein weiterer Umverteilungsmechanismus herausstellt – bei dem die einen versuchen, auf Kosten der anderen zu wirtschaften. Das ist keine Grundlage für eine Gemeinschaft. Es ist Sprengstoff.






Prof. Dr. Thorsten Polleit ist Präsident des Ludwig-von-Mises-Instituts Deutschland.

 www.misesde.org