© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/17 / 21. Juli 2017

„Fair Trade“ als Pflaster auf den Wunden des Freihandels
Kein Ausstieg aus der Armut
(dg)

Der „Widerstand der Bürger Europas“ gegen Pläne der EU-Kommission, afrikanischen Staaten neue handelspolitische „Partnerschaftsabkommen“ aufzuzwingen, „ist für uns tausendmal wichtiger als der Kauf fair gehandelter Produkte“. Der Ökonom Ndongo Sylla, lange bei der Fairtrade Labelling Organization beschäftigt, heute im Westafrika-Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Dakar tätig, sieht in der Praxis, Kleinbauern des globalen Südens „fair gehandelte“ Nahrungsmittel zu zertifizieren und knapp über dem Weltmarktpreis abzunehmen, nichts als ein Pflaster auf  Wunden, die eine „Politik der Liberalisierung“ schlage (Welt-Sichten, 5/2017). Die EU und andere „Partner“ zielen auf den „Tod unserer Landwirtschaft und unserer beginnenden Industrien“. Nach Jahrhunderten, die Afrika in der Rohstoffproduktion gefangen hielten, täte sich vielerorts erstmals die Chance auf, sich mit industriellen Fertigwaren für Export und lokalen Konsum aus der Abhängigkeit des Nordens zu befreien. Nur so, nicht mit „Fair Trade“, sei der Ausstieg aus der Armut zu schaffen. Wie auch Francisco Mari, Referent für Agrarhandel und Fischerei bei „Brot für die Welt“ hofft: Togo, Ghana, Nigeria und Kenia seien dabei, sich mit dem Aufbau eigener Agrarindustrien und mit Importschranken dem „Druck der Freihandels-ideologen“ zu entziehen. 


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