© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/17 / 21. Juli 2017

CD-Kritik: Barokksolistene, Bjarte Eike
Kneipenkonzert
Jens Knorr

Alle Barockmusik war Gebrauchsmusik, ob in der Kirche oder bei Hofe, zu Lande oder Wasser, zu Anlässen oder ohne Anlaß – und streng hierarchisiert. Im Pub aber kamen alle und alles zusammen, zum Quatschen und Politisieren, Raufen und Rauchen, Kartenspielen und Betrügen, Singen und Grölen, Flirten und Tanzen, doch zuvörderst zum Saufen. Im England des Bürgerkriegs entstand eine neue Kneipenform, das „Musick House“, und es gab die wohl ersten öffentlichen Konzerte: die „Alehouse Sessions“.

Seit 2007 lassen Bjarte Eike und seine Barokksolistene die Tradition der „Alehouse Sessions“ aufleben als einen Zeit-Raum schöpferischen Austauschs, wo Experiment und Happening in eins fallen, Musiker und Publikum interagieren, Musik der Liebe Nahrung ist.

Davon gibt die Studioaufnahme, leider kein Mitschnitt einer ihrer Sessions, einen guten Höreindruck. Wer aber dicke Shakespeare-Luft ziehen will, in der adaptierte Tänze und Arien von Purcell, Social Dances von Playford, Shantys, schottisches Volkslied oder norwegischer Springtanz ganz zu sich und ihrem Publikum finden, der sei auf die im Weltnetz kursierenden Filmschnipsel verwiesen. Oder auf eine der Sessions selbst.

Bjarte Eike und die Barokksolistene bekennen ausdrücklich, stolz die Kultur Norwegens zu vertreten. „Spielt weiter! Gebt mir volles Maß!“

The Alehouse Sessions Bjarte Eike Barokksolistene Rubicon, 2017  www.barokksolistene.com