© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/17 / 21. Juli 2017

Zeitschriftenkritik: Fluter
Mit Propaganda auf du und du
Werner Olles

Es gibt Zeitungen und Zeitschriften, nach deren Lektüre man sich fragt, welchen Ertrag es bringt, sie durchzublättern oder sich gar mit einigen Beträgen intensiver zu befassen. Dazu zählt auch das vierteljährlich von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) herausgegebene Magazin Fluter. Daß man dann doch immer wieder mal einen Blick hineinwirft und sich mit bestimmten Texten näher beschäftigt, ist einerseits der publizistischen Neugier geschuldet, andererseits aber auch einer gewissen Erwartungshaltung, welche Zumutungen einem diesmal geboten werden.

Die aktuelle Ausgabe (Nr. 63, Sommer 2017) des Fluter wird diesen Erwartungen mehr als gerecht, geht es doch beim Titelthema um „Propaganda“, womit sich die Bundeszentrale ja gut auskennt. So weist Chefredakteur Thorsten Schilling in seinem Editorial zu Recht darauf hin, daß „die massenhafte Gleichschaltung von Medien und Meinungen bis heute das Menetekel für allen Erfolg von Propaganda ist“, und „eine freie und kritische Presse, die öffentliche Vielfalt der Meinungen, offener Streit um Werte und Einstellungen mächtige Gegenkräfte gegen propagandistische Vereinfachungen sind“. Schilling meint damit jedoch nicht die Leitmedien der Bundesrepublik mit ihrer nur noch in Spurenelementen vorhandenen Streit- und Debattenkultur, sondern spielt – wie könnte es anders sein – auf den Nationalsozialismus an. 

Ein Foto zeigt einen Mann, der von mutmaßlichen Trump-Anhängern „attackiert“ wird, Bilder der schlimmen Gewalttätigkeiten und Verwüstungen in Berkeley durch die linksextremistische Antifa, die dort gegen Trump demonstrierte, sucht man vergeblich. Eine mit der US-Flagge verschleierte Mohammedanerin dient als Beispiel für ein „liberales, weltoffenes Amerika mit ethnischer Vielfalt und gegen einen Präsidenten, der für Rassismus und Protektionismus steht“. Und selbstverständlich war die unterlegene Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton „das prominenteste Opfer“ russischer Hackerangriffe, obwohl es bis heute keinen Beweis für derartige Behauptungen gibt, die man daher als „Fake News“ oder „Propaganda“ bezeichnen kann.

Die „weltweite Unterdrückung von Journalisten“ und „staatliche Propaganda“ beschränkt sich im Fluter auf Staaten wie Ungarn, Polen und Rußland. Die vielfältige Einschränkung der Meinungsfreiheit in Deutschland wird nicht thematisiert. Ein Lichtblick ist das Interview mit dem Historiker Götz Aly, der darauf hinweist, daß die Rassentheorie von Briten und Franzosen entwickelt wurde, während Deutschland in dieser Hinsicht eine „verspätete Nation“ war. Zudem sei Antisemitismus nicht auf NSDAP-Wähler beschränkt, sondern auch in sozialdemokratischen und kommunistischen Kreisen zu finden gewesen. Freimütig gesteht Aly, daß in der eigenen Familie und im Freundeskreis die Eltern darauf achteten, daß in den Kindergärten und Schulen „nicht zu viele Achmeds und Ayses sind“. Den „Rassismus“ solle man daher nicht immer nur bei den anderen suchen.

Kontakt: Bundeszentrale für politische Bildung, Adenauerallee 86, 53113 Bonn, Tel.: 0228 / 9 95 15-0, kostenlos herunterzuladen.

 www.fluter.de