© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/17 / 21. Juli 2017

Realitätsverlust der Woche
Zumindest Stegner glaubt an Schulz
Thorsten Brückner

In Schleswig-Holstein läuft es für Ralf Stegners SPD gerade nicht rund. Seine Partei ist nach der Wahlklatsche im Mai in der Opposition gelandet. Er hingegen wurde von seiner dezimierten Fraktion mit 100 Prozent der Stimmen als Fraktionschef wiedergewählt. Dasgleiche Ergebnis also, mit dem der strauchelnde Sozenmessias Martin Schulz zum neuen Parteichef gewählt wurde. Im elitären Kreis derjenigen, die mit Kim-Jong-un-Ergebnissen in Amt und Würden gelangten, mag der Blick auf die harte Realität der Wahlumfragen manchmal so desillusionierend sein, daß man sie am besten gar nicht zur Kenntnis nimmt. Als den „künftigen Bundeskanzler“ stellte Stegner seinen Parteivorsitzenden am Sonntag seinen Twitter-Followern vor. Dabei dürfte Schulz mit den dürftigen 25 Prozent, die ihm die Demoskopen derzeit voraussagen froh sein, wenn er es als Außenminister in eine weitere Große Koalition schafft. Vom Schulz-Effekt ist nichts geblieben. In Kiel ist diese Erkenntnis aber wohl noch nicht angekommen.