© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/17 / 14. Juli 2017

Blick in die Medien
Neue Stufe der Verblödung
Tobias Dahlbrügge

Das Smartphone ist für Jugendliche der neue Fernseher. Dementsprechend sieht der „Content“ aus, mit dem die Zielgruppe von Medienkonzernen zugeballert wird. Der Dienst „Blackpills“ setzt dabei neue Negativ-Maßstäbe in Verblödung und Verrohung. Die Inhalte konzentrieren sich ausschließlich auf Sex, Drogen und Gewalt. „Blackpills“ wurde von dem französischen Manager Patrick Holzman mitgegründet, der schon mehrere Video- und Musikdienste aus der Taufe gehoben hat. Dahinter steht der milliardenschwere Investor Xavier Niel, der Frankreichs ersten Internetanbieter gründete.

Sex, Drogen und Gewalt für den Schulweg, vorm Schlafen, neben den Hausaufgaben.

In Interviews betonen die Macher, der Ruf ihrer Marke solle „radikal und tabulos“ sein. „Wir bieten absolut keine Familienunterhaltung an!“, prahlt Holzman. Zielgruppe sind 18- bis 25jährige. Das Angebot solle „wie eine Sucht sein!“, krakeelt Holzman weiter. „Visionär“, nennt er das.

Verpackt sind die Porno- und Prügelorgien in Serien, die gerade  mal höchstens 15 Minuten dauern. Da muß man sich um Handlungen keine Gedanken machen. Eine Art „90 Shades of Grey“ als Kurzzusammenfassung. Die Serien sollen ausschließlich für die Wiedergabe auf Mobiltelefonen produziert werden, konsumierbar auf dem Schulweg, vorm Schlafen, neben den Hausaufgaben. Irgendwie muß man die jungen Leute ja zu stupiden Konsum-Nomaden machen.

Die App startet mit 16 solcher „Miniserien“. Dann will „Blackpills“ wöchentlich eine neue herausbringen. Starten soll das Programm kostenlos, finanziert durch Werbung. Eine Bezahlversion ohne Reklame und schnellerer Freischaltung neuer Folgen ist der nächste Schritt. Erst will „Blackpills“ das neue Format aggressiv schnell bekannt machen. Überreizung und Abstumpfung als Businesskonzept, digitales ADHS als „Serviceangebot“. Man darf gespannt sein, was Heiko Maas dazu sagt. Ach nee, der hat ja Wichtigeres zu tun: das Internet frei von unliebsamen Meinungen halten.