© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/17 / 07. Juli 2017

Furchtlose kleine Herde
„Forum Deutscher Katholiken“: Die konservative Laienbewegung lädt zum Kongreß nach Fulda / Romtreu, aber nicht unkritisch gegenüber dem Papst
Katrin Faber

Einen Beitrag zur innerkirchlichen Diskussion zu leisten, ist eines der wesentlichen Anliegen des „Forums Deutscher Katholiken“. Besonders gilt das für Themen wie den Islam oder die Gender-Ideologie, bei denen die Amtskirche – sprich: Bischöfe und Kardinäle – aus Sicht konservativer Kritiker mit ihren Ansichten und Wortmeldungen zu oft dem Zeitgeist huldigt und ihn unreflektiert übernommen hat. Das Forum kritisiert beispielsweise, daß die anhaltende weltweite Christenverfolgung von der Kirchenleitung kaum thematisiert wird. 

Für dieses Wochenende lädt das Forum zum Kongreß „Freude am Glauben“ nach Fulda ein. Nunmehr zum 17. Mal versammeln sich mehrere hundert Teilnehmer zu Vorträgen von Referenten, die zur Neuevangelisierung in Deutschland beitragen wollen; dieses Jahr unter dem Motto „Fürchte dich nicht, du kleine Herde“. Standen bei den früheren Tagungen der Laienvereinigung eher religiöse Themen im Vordergrund, so hat sich dies – offenbar unter dem Eindruck rasanter gesellschaftlicher Entwicklungen, die auch für die katholische Kirche und ihre Mitglieder nicht ohne Auswirkungen blieben – in den vergangenen zwei bis drei Jahren gewandelt. Das breite Spektrum der Vorträge behandelt eine Vielfalt gesellschaftlicher, politischer, aber weiterhin auch theologischer Fragestellungen. 

Das Eröffnungsreferat am Freitag hält der ehemalige Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt und Schirmherr des Kongresses, Werner Münch. Er stellt sich der „Rolle und Bedeutung von Minderheiten in Gesellschaft, Politik und Kirche“. Über die „Lebensrechtsarbeit im 21. Jahrhundert“ spricht in Fulda die Bundesvorsitzende der Alfa, Alexandra Maria Linder. Der Dominikaner Wolfgang Ockenfels referiert über die „Gefährdete Freiheit: Freiheit zwischen Recht und Pflicht“, und der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer befaßt sich mit dem Projekt der Neuevangelisierung. Als weitere Referenten werden Gabriel Kuby und Peter Seewald erwartet. Ein Podiumsgespräch am Sonntag widmet sich der Frage „Wie kann Integration gelingen?“ Diskussionsteilnehmer sind der Dogmatiker Anton Ziegenaus, der langjährige, nun scheidende Präsident des Deutschen Lehrerverbandes Josef Kraus, der CSU-Politiker Norbert Geis sowie der Unternehmensberater Norbert Neuhaus.

Zugleich findet auf dem Kongreß ein Medien- und Kommunikationstraining statt. In Kooperation mit der Medienakademie für katholische Apologetik lernen Jugendliche und junge Erwachsene, wie sie zu bestimmten kirchlichen Fragestellungen klare und verständliche Argumentationen finden.

Die feierlichen Pontifikalämter während des Kongresses werden von Kurienkardinal Josef Cordes und vom Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen zelebriert.

„Jeder Katholik soll seinem Gewissen folgen“

Grundsätzlich versteht sich das Forum als „rom- und papsttreu“. Wobei seit dem Amtsantritt von Papst Franziskus im Jahr 2013 auch eher skeptische Töne gegenüber dem Pontifex angeschlagen werden. Angesichts dessen wiederholt unorthodoxer Äußerungen und eigenwilliger Auslegungen mancher Lehren der Kirche werden daher päpstliche „Aussagen, die nicht-lehramtliche Positionen betreffen, auch kritisch beleuchtet“, erklärt Münch. Der Glaube habe sich schließlich, so Münch weiter, „an der Wahrheit und nicht am Zeitgeist zu orientieren“. Ein Beispiel dafür sei das unter Katholiken umstrittene Dokument „Amoris Laetitia“, in dem es unter anderem um den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen geht. 

Die Entscheidung des Bundestages zur „Ehe für alle“ sowie die Rolle der Kanzlerin dabei hat das Forum scharf verurteilt. Es hofft, „daß jeder katholische Christ bei seiner Wahlentscheidung zum Deutschen Bundestag am 24. September ebenfalls ausschließlich seinem Gewissen folgt“, meinte der Vorsitzende Hubert Gindert mit einem dezenten Seitenhieb auf einseitige „Orientierungshilfen“ katholischer Bischöfe zur Bundestagswahl im September.